Märchen aus Spanien.
Frau Elend
Es war einmal eine arme Frau, die besaß eine winzige Hütte in einem kleinen Garten sowie einen Birnbaum und eine Ziege.
Da die Dorfbuben ihr regelmäßig die Birnen vom Baum stahlen mußte sie sich ausschließlich von der Milch der Ziege ernähren.
Eines Tages kam zu ihr ein Alter und bat um ein Quartier für die Nacht. Obwohl sie auch für sich zu wenig zum Leben hatte nahm sie ihn um der Barmherzigkeit - wie sie sagte - auf und teilte das Wenige mit ihm. Bevor er morgens ging bedankte er sich bei ihr und gewährte ihr einen Wunsch, der ihr in Erfüllung gehen sollte, denn er war der heilige Antonius von Padua.
Sie wünschte, die Buben sollten so lange auf dem Baum verharren, bis sie sie wieder herunterläßt. So kam es, daß die diebischen Buben beim nächsten Beutezug reglos im Baum verharren mußten bis ihre Eltern die Frau Elend auf Knieen baten, die Schlingel herunter zu lassen. Fortan blieb sie unbehelligt von ihnen und verbrachte ihre Jahre froh und zufrieden.
Schließlich kam der Tod zu ihr um sie zu holen. Sie schien bereit zu sein und bat ihn, auf den Birnbaum zu steigen um sich für den Weg zu stärken. Da er nun aber nicht mehr herunter konnte starben die Alten und Kranken lange Zeit nicht mehr. Sie versammelten sich jedoch und baten Frau Elend, den Tod freizulassen, damit sie in Ruhe sterben könnten.
Frau Elend sagte: Wenn der Tod mir schriftlich gibt, daß er mich immer übergeht, dann laß ich ihn vom Birnbaum heruntersteigen. So geschah es und so lebt Frau Elend noch heute.
Mande
Kann für europäische Märchen eine eigene Rubrik eröffnet werden?
[ Editiert von mande am 05.01.07 15:46 ]