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RE: Das Grab am Busento - August von Platen

in Balladen 26.09.2008 21:08
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

August von Platen (1796 - 1835)
Die Ballade Das Grab am Busento hat August von Platen (1796- 1835) im Jahre 1820 verfasst.
Sie schildert, wie die tapferen Goten den Busento an der Stelle umleiten, an der sie ein tiefes Grab ausheben, um ihren verstorbenen jugendlichen Herzog, wie es bei ihnen üblich war, in voller Rüstung und hoch zu Ross, bestatten zu können.
Die Wogen des wieder in sein altes Bett zurückgeströmten Busento würden die Grabstätte unkenntlich machen und verhindern, dass sie von habgierigen römischen Grabräubern geplündert würde.
Bei dem Toten handelt es sich um Alarich I., dem König der Westgoten, der sich als zeitweiliger oströmischer Militärstatthalter von Illyrien (in etwa der heutige Balkan) die Schwächen des untergehenden Westrom zunutze machte, um über die Ewige Stadt herzufallen. Nachdem seine Heerscharen Rom im August 410 drei Tage lang geplündert hatten, zog er nach Süden weiter in der Absicht, nach Afrika überzusetzen. Bei Consentia in Kalabrien durchkreuzte der Tod seine hochfl iegenden Pläne. Sein Volk zog wieder nach Norden und an der Mittelmeerküste entlang nach Spanien.


Das Grab am Busento
Am Busento bei Cosenza
Lispeln nächtlich dumpfe Lieder,
Antwort schallt dann aus den Wassern,
Und in Wirbeln klingt es wider.

Und fl ussaufwärts und fl ussabwärts
Ziehn die Schatten tapferer Goten,
Die um Alarich noch weinen,
Weinen um den großen Toten.

Ihm erblich das Jugendantlitz
Ferne von der Väter Saale,
Zu Cosenza schwang der König
Seine Wehr zum letztenmale.

An Busentos Ufern reihten
Sich die Goten um die Wette,
Und, den Strom hinwegzuleiten,
Gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung
Wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam
Mit der Rüstung auf dem Pferde.

An die linke Hüfte hingen
Sie sein Schwert ihm noch, das kühne,
An den wilden Mannesbusen
Legten sie das Kreuz der Sühne.

Deckten dann mit Erde wieder
Ihn und seine stolze Habe,
Dass die hohen Stromgewächse
Wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweitenmale
Ward der Fluss herbeigezogen:
Stolzer in ihr altes Bette,
Schäumten die Busentowogen.

Aber fromme Priester sangen:
Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
Soll dein Grab dir je versehren!

Sangen‘s, und die Rundgesänge
Tönten fort im Gotenheere:
Trag des Königs Ruhm, Busento,
Durch den ganzen Ring der Meere.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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