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DPA - vor 1 Stunde 43 Minuten
Hamburg (dpa) - Spätestens, seit das US-Magazin «Time» der Kinderbuchautorin Cornelia Funke vor zwei Jahren den Titel «Die einflussreichste Deutsche der Welt» verliehen hat, ist klar: Selbst in den USA werden Kinderbücher «made in Germany» nicht nur wahrgenommen, sondern oftmals auch bejubelt.
Bei den deutschsprachigen Verlagen ist dieser Trend schon länger spürbar: Sie haben in den vergangenen zwanzig Jahren weltweit bis zu fünfmal mehr Lizenzen an Kinder- und Jugendbücher verkauft. «Die Nachfrage nach deutschen Kinderbüchern aus dem Ausland nimmt zu. Das liegt daran, weil diese als hochwertig, gut recherchiert und von vergleichsweise hoher schriftstellerischer Qualität gelten. Daher genießen sie im Ausland von jeher einen guten Ruf», sagt Dominik Nüse vom Loewe-Verlag (Bindlach), der mit Cornelia Funke und Kai Meyer die zurzeit international erfolgreichsten Autoren im Programm hat.
Bislang waren die amerikanischen und englischen Buchmärkte den deutschen Verlagen weitgehend verschlossen. «Das liegt zum einen an dem übergroßen eigenen Angebot in diesen Ländern, zum anderen aber auch daran, dass die Fähigkeit der Entscheidungsträger selber deutsch zu lesen, gleich Null und das Vertrauen in Gutachten vergleichsweise gering ist», diagnostiziert Renate Reichstein von der Hamburger Verlaggruppe Oetinger. Deren international ebenfalls geschätzte Autorin Kirsten Boie wurde soeben mit dem Deutschen Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.
Angesichts des Mangels an Deutsch sprechenden Lektoren in angelsächsischen Verlagshäusern hat Cornelia Funke ihr Buch «Herr der Diebe» (Dressler Verlag, Hamburg, 391 S., Euro 15,90, ISBN: 978-3- 7915-0457-5), mit dem ihr 2002 der internationale Durchbruch gelang, seinerzeit selbst ins Englische übersetzt und so den «Harry Potter»- Verleger Barry Cunningham gewonnen. Seither haben es deutsche Kinderbücher auf dem englischsprachigen Markt leichter. Einen weiteren Grund nennt Johanna Just vom Ravensburger Buchverlag: «Vor "Harry Potter" wurde ein Roman, der mehr als 180 Seiten aufwies, oft nicht geprüft. Und weil die deutschen Romane traditionell immer umfangreicher waren, waren sie von vornherein ausgeschlossen.»
Dennoch wurden und werden deutsche Kinderbücher schon immer in andere Länder verkauft: In der Nachkriegszeit, als die Produktion erst zögerlich anlief, sorgte Astrid Lindgren dafür, dass vor allem Erich Kästner in Schweden verlegt wurde. In den sechziger Jahren drangen dann Michael Ende und Otfried Preußler auf den internationalen Markt - nach der Franco-Ära insbesondere nach Spanien, aber auch nach Italien, wo das Genre Kinderbuch lange als Stiefkind behandelt worden war. Seit den neunziger Jahren und bis heute gehören Peter Härtling, Janosch, Christine Nöstlinger und Rafik Schami zu den Erfolgsgaranten. So wurde allein Härtlings Roman «Ben liebt Anna» (Verlagsgruppe Beltz, Weinheim, 90 S., Euro 5,50, ISBN: 978-3-4077-8981-5) bislang in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.
Inzwischen werden die meisten Lizenzen nach China, Korea und Taiwan verkauft. Auch in den osteuropäischen Ländern wie Tschechien, dem Baltikum, den Balkanstaaten oder der Ukraine steigt die Nachfrage nach deutschen Kinderbüchern stetig. «All diese Länder haben erstens einen großen Nachholbedarf an guter Kinderliteratur, der durch die heimischen Autoren nicht in dem benötigten Umfang gedeckt werden kann. Zweitens haben diese Länder eine große Affinität zur deutschen Kultur», erklärt Renate Reichsstein.
Generell verkaufen sich die Bücher im Ausland am besten, die in Deutschland bereits Bestseller sind. Gefragt sind vor allem Sachbücher, Romane mit realistischen Stoffen und auch immer noch Fantasy-Romane. Insbesondere Reihen kommen im Ausland gut an: So wurde die im Stuttgarter Thienemann Verlag heraus gegebene Serie «Freche Mädchen - freche Bücher» inzwischen in 21 Sprachen übersetzt. Ein überraschender Trend zeigt sich neuerdings in China: Hier sind deutsche Bilderbücher mit stark emotionalen Themen stark im Kommen.