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RE: wassilissa-die wunderschöne Deutung

in russische und georgische Märchen 16.12.2006 15:07
von mande (gelöscht)
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Und die Deutung des Märchens von Ulrich Schlechtinger.
Märchenbilder-Lebensbilder; Märchen als Begleiter zu Lebenszielen.

«Die wunderschöne Wassilissa» ist eines der schönsten russischen Märchen. Wir tauchen in die Sphäre eines Volksgeistes ein, der uns Deutschen fremd ist. Wenn wir Märchen eines anderen Volkes näher kennenlernen, müssen wir uns mit den Eigenarten desselben vertraut machen.

Ich möchte schildern, wie es mir ergangen ist: Ich brauchte einen viel längeren Atem, um die andersartigen Märchenbilder aufzunehmen. Meine Freude begann zu wachsen an den sich immer wiederholenden Formeln wie z. B.: «Das Märchen ist schnell erzählt, aber die Tat nicht so schnell getan. — Reite durch die dreimal neun Länder in das dreimal zehnte Land. — Reitest du nach rechts, wirst du satt, aber dein Pferd bleibt hungrig; reitest du nach links, bleibst du hungrig, aber dein Pferd wird satt; reitest du geradeaus, erwartet dich der sichere Tod. - Fliehst du die Tat oder suchst du die Tat? - Du solltest mich vorher essen und trinken lassen und mich erst dann ausfragen» - u.v.a.m.

Solche Formeln sind uns weniger bekannt; ebenfalls das streng-rhythmische Wiederholen. Die Brüder Grimm sagen dann lieber vor der zweiten oder dritten Wiederholung: «Es geschah ebenso wie das vorige Mal.» Wir lernen bei russischen Märchen, mehr Zeit zu haben und ruhiger zu werden.

Die Handlungen sind voll spannender Dramatik; wir werden innerlich mehr beteiligt. Die Gestalten und Helden zeigen ungeheure Kraft, so daß uns manchmal «das Herz stehenbleibt». Wir Deutschen sind von Märchen mehr das Gemüthafte gewohnt.

Von der Struktur des Märchens

Ertasten wir, wie dieses Märchen komponiert ist. Die Hauptperson des Märchens wird durch vier Häuser geführt, ehe sie zuletzt in einem Königsschloß wohnen darf. In jedem Haus warten auf sie Prüfungen oder Arbeiten. Es ist das Schicksal der Wassilissa, nirgends lange Zeit sich zu Hause fühlen zu dürfen. Die Handlung durchläuft alle vier Jahreszeiten. Die Personen:
1. Vater 5. Stiefmutter 9. Weißer
Reiter
2. Mutter 6. Stiefschwester 10. Roter
Reiter
3. Wassilissa 7. Stiefschwester 11. Schwarzer
Reiter 13. König
4. Puppe 8. Baba Jaga 12. Die Alte

Wenn ich die handelnden Personen und Gestalten so zusammenstelle, ergeben sich daraus Hinweise, dass jeweils den drei hervorgehobenen Personen wesentliche Aufgaben zufallen. Die Puppe ist das Abschiedsgeschenk der sterbenden Mutter. Die schwere Prüfungszeit im Haus der Baba Jaga kann die Kaufmannstochter nur bestehen, wenn sie die Ratschläge der Puppe befolgt. Nach dem Tod der Stiefmutter und deren Töchter faßt Wassilissa erstmals einen eigenen Entschluß und geht in die Stadt. Sie fragt eine Alte, ob sie bei ihr wohnen dürfe. Bald leben beide so zufrieden miteinander, daß die Unbekannte Wassilissas Pflegemutter wird. Diese bereitet alles vor, damit Wassilissa dem König begegnen darf.

Die Aufgaben der Puppe

Wassilissa zählte acht Jahre, als die sterbende Mutter sie vor ihrem Tod segnete, ihr eine Puppe schenkte und sprach: «... bewahre sie immer bei dir, zeige sie niemandem. Wenn dir einmal Kummer und Leid widerfahren, gib der Puppe zu essen, und dann frage sie um Rat.» Mit der Puppe erhält das Mädchen etwas, was sie wesenhaft mit der verstorbenen Mutter verbindet. Wenn sie der Puppe zu essen gibt und sie um Rat fragen darf, ist die verstorbene Mutter anwesend. Wir erleben in dem Märchen, wie zwischen einem lebenden und einem toten Menschen eine ganz intime Verbindung gepflegt werden kann; ja, manchmal gewinnen wir den Eindruck, als ob die Seelen-Gespräche zwischen beiden so ungestört und intim stattfinden, wie es unter Lebenden oft gar nicht sein kann.

Wie sollen wir es verstehen, daß sie der Puppe immer zuerst etwas zu essen geben soll ? Mit dem Nachsatz wird die Bedingung unterstrichen: «Die Puppe wird erst essen und dir dann sagen, wie du dem Unglück wehren kannst.» Es wird also Wert darauf gelegt, daß beide zuerst miteinander essen, ehe die Puppe einen Ratschlag gibt. Später hören wir auch, daß Wassilissa ihr «die besten Bissen» vorlegt.

In slawischen und südeuropäischen Ländern spielt die Gastfreundschaft eine viel wichtigere Rolle. Für die Menschen bedeutet das gemeinsame Essen und das Teilen des Brotes ein Sich-dem-anderen-Mitteilen. Einer gibt dem anderen auch innerlich etwas von sich ab mit dem Wunsch, daß sich zwischen ihnen etwas verändern und verwandeln möge. Denn auch alle Nahrung wird vollständig verwandelt, wenn sie von uns gegessen, verdaut und in Menschenblut umgesetzt wird.

Weil die Tochter den Ratschlag ihrer sterbenden Mutter so gut befolgt, entsteht ein inniges Vertrauen zu der Puppe, die den Segen der Verstorbenen weitergibt. Das Segnen der Mutter hört nicht auf und begleitet Wassilissas Lebenswege. Ständig bauen die beiden an einer Brücke von der irdischen zur nachtodlichen Welt und umgekehrt.

Wir können das Bild noch erweitern, indem wir das Wort «Puppe» näher betrachten: Ehe ein Schmetterling entstehen kann, spinnt sich die gefräßige Raupe in eine Puppe ein. Danach muß die Erdenschwere der Raupe überwunden werden, damit ein farbgeborener, beflügelter Schmetterling auferstehen und sich flatternd in die Lüfte schwingen kann. Doch in dem Zwischenzustand «Puppe» bleibt das Wesen vorher monatelang gefesselt, wie in einem Gefängnis. Aus dem Erdentier Raupe muß sich das Luftwesen entpuppen und befreien: ein Wahrbild für die Seele nach dem Tod, wenn sie den Leib verläßt.

Denken wir noch an das typisch russische Spielzeug: die fünf ineinandergeschachtelten Holzpuppen. Ein Bild für den Hüllen-Menschen: Bei jeder Enthüllung freuen sich die Kinder noch mehr, und zum Schluß tritt als kleinste Puppe der innere Mensch hervor. Das ist kein fertiges Spielzeug, sondern die Kinder müssen etwas dazutun, bis sie zum Kern - von sich selbst - vordringen.

Im Märchen muß der Zustand «Puppe» überwunden werden. Deshalb hören wir nichts mehr von ihr, nachdem sie den Webstuhl gebaut hat. Das Mädchen steht dann auf eigenen Füßen.

Als der Vater eine neue Frau genommen hat, beginnt für Wassilissa ein hartes, freudloses Leben, wie wir es aus vielen Aschenputtel-Märchen kennen. Mit jedem Tag steigern sich die Bosheiten der Stiefmutter und ihrer beiden Töchter, und für Wassilissa wird das Leben zur Hölle. Obwohl sie immer härtere Arbeiten aufgebürdet erhält, wird sie von Tag zu Tag schöner und die Stieftöchter vor Bosheit immer häßlicher.

Das Märchen erzählt uns, daß die Arbeiten während der Nächte von der Puppe getan werden und Wassilissa ruhig schlafen darf. Ehe sie einschläft, schließt sie sich in ihre Kammer ein und hält im Gebet mit ihrer Mutter Zwiesprache. So dringt ihr Kummer zur verstorbenen Mutter. Diese schickt über die Puppe Hilfen, damit sich die Sorgen in Zuversicht wandeln mögen.

Die Gebete sind die Voraussetzungen dafür, daß nicht nur die Arbeiten getan sind, sondern an dem Mädchen selber Verwandlungen vor sich gehen: Sie wird von Tag zu Tag schöner. Wir bekommen auch eine Angabe, wie ein frommes Gemüt zu beten hat: «Lehre mich, wie soll ich mich verhalten?» Sie muß daran arbeiten, wie sie sich zu den bösen Stiefleuten verhalten soll. Von ihrer Trösterin wird sie den Rat bekommen haben: Laß in deinem Herzen keinen Haß aufkommen gegen die, die dich demütigen und quälen. Verzeihe, bevor du einschläfst, und trage ihnen nichts nach. Dann wird deine Seele immer reiner und strahlender werden. Übergib deinem Engel vor dem Einschlafen deine Gaben: Ich will Lichtes denken, Wahres fühlen und mit immer mehr Güte handeln.

Ist es nicht eigenartig: In keinem Aschenputtel-Märchen wird geschildert, daß ein geplagtes Stiefkind seinen Vater bittet, er möge es aus seiner Notlage befreien. Das wäre ein Gedanke aus unserer Alltagswelt. Das will ein Märchen nicht schildern. Wir befinden uns auf einer «höheren Ebene» - im Seelenland, wo durch derartige Prüfungen der innere Mensch ausreifen soll. In unserem Märchen kommt es sogar genau entgegengesetzt: Der Vater geht für längere Zeit auf Reisen, und die Leiden für die Tochter steigern sich noch. Die Böse verläßt Wassilissas Elternhaus und bezieht ein neues - nahe an einem gefährlichen Wald gelegen. Der Umzug geschieht in der Absicht, Wassilissa zu verderben. Sie soll der im Wald lebenden Baba Jaga ins Fangnetz laufen.

Der Schauplatz verändert sich und mit ihm auch die Zeit; denn der Herbst mit seinen gewaltigen Stürmen beginnt, und Kälte zieht über das Land.

Bedrückendes Leben im Haus der Stiefmutter

Alles, was wir in diesem zweiten Haus hören, entspricht einer seelischen Herbst-Stimmung: Seelen-Finsternisse müssen von Wassilissa ertragen werden. Der Lauf durch die vier Jahreszeiten wird von uns so empfunden, daß sich u.a. die Licht- und Wärme-Verhältnisse verändern. Bei beginnendem Frühling nehmen Licht und Wärme zu und erreichen im Hochsommer zu Johanni einen Höhepunkt. Dann neigt sich alles dem Dunkel- und Kälterwerden zu bis zur Weihnachtszeit. In böser Absicht verlöscht im Haus das Licht, und die Stief-Schwestern schicken Wassilissa fort, bei der gefürchteten Baba Jaga Licht zu holen.

Wassilissa ging in ihre Kammer, setzte ihrer Puppe die besten Bissen vor und sagte: «Hier, Puppe, iß und hör mein Klagen ...» Die Puppe aß, und ihre Augen begannen zu leuchten wie zwei Sterne. «Hab keine Angst, geh, wohin sie dich schicken, nur nimm mich immer mit! Wenn ich bei dir bin, wird dir nichts geschehen».»

Mit den gleichen Worten könnte unser Schutzengel zu uns sprechen, denn er ist bei uns, auch wenn wir es kaum bemerken und heute für seine Worte taub geworden sind.

Wassilissa findet Kraft, ihre Angst zu überwinden. Sie bekreuzigt sich und macht sich auf den Weg in des Waldes Dickicht und Dunkel.

Können wir die Situation intensiv genug nachempfinden? Das ganze Haus ist plötzlich finster geworden. Wassilissa wird in den Wald geschickt, Licht zu holen. - Märchen kennen ein anderes Licht, welches wir nicht mit Augen sehen können: Es leuchtet aus dem Herzen von innen heraus. Immer wenn das Mädchen sich in seiner Kammer einschließt, ist das ein Bild für Andacht im Gebet und frommes Zusammensein mit der verstorbenen Mutter. In dem Zimmer entsteht eine ganz besondere Licht-Atmosphäre. Wenn das eine Zeitlang andauert, beginnen auch die Augen der Puppe zu leuchten wie zwei Sterne. Dieses Licht begleitet und schützt Wassilissa und spricht ihr Mut zu.

Bald wird sie zum Haus der Baba Jaga gelangen, dem dritten Haus. Hier wird sie Todeserlebnissen ausgesetzt.
Wer ist die Baba Jaga ?

In deutschen Übersetzungen wird sie oft als Hexe bezeichnet. Das ist sie keinesfalls. Hören wir zuerst eine Textstelle aus einem anderen Märchen (dtv-Klassik, Afanasjew, «Russische Volksmärchen», S. 386):

- Ein Recke kam an ein Häuschen, dicht am Rand eines dunklen Waldes. Das Haus stand auf Hühnerbeinen. Da rief er: «Häuschen, Häuschen! dreh dich mit dem Hintern zum Wald, mit der Tür zu mir.» Das Häuschen drehte sich, und der Recke trat ein. Drinnen saß die Babajaga: «Pfui, pfui! bislang habe ich keinen Russen gesehen; jetzt kommt einer leibhaftig und springt mir von selbst ins Maul. Was willst du, junger Recke, fliehst du die Tat oder suchst du die Tat ?» -

Das ist derber, russischer Volksmund und bezeichnet treffend das Wesen dieser bekannten Märchengestalt. Meistens tritt die Baba Jaga abschreckend den Menschen entgegen. Nur wer sich von ihrem groben Mundwerk nicht einschüchtern läßt, dem gibt sie zu essen oder bereitet ihm ein Bad. Aber auch dann ist noch Vorsicht geboten, denn sie kann hinterhältig sein und den Baderaum so gewaltig einheizen lassen, daß der Fremde ersticken soll. Nur selten zeigt sie sich hilfsbereit, gibt gute Ratschläge oder stellt ihr Roß zur Verfügung.

Was bedeutet es, daß ihr Haus auf dürren Hühnerbeinen steht und sich auf Geheiß drehen kann ? Das Bild sagt etwas aus über ihre Verkörperungsart. «Haus» ist Symbol für unseren Leib. Ein Haus verfügt über ein solides, in der Erde fest gegründetes Fundament. In gleicher Weise müssen sich Seele und Geist mit dem Leib gut genug verbinden, wenn der Mensch sich gesund fühlen will. Ihr fehlt die menschengemäße Einwohnung im Leib und der notwendige Bezug zur Erde. Wenn sie ihr Haus verläßt, läuft sie nicht, sondern schwebt in einem Mörser leicht über dem Boden hin und verwischt mit einem Besen hinter sich die Spuren. Ihre Füße meiden die Berührung mit der Erde. Der Mörser besitzt keine Räder, sondern sie treibt ihn mit einem Stößel an. Räder würden ja tiefe Furchen im Boden hinterlassen.

Wenn ein Fremder naht, dreht ihm das Haus - also ihr Leib - das Hinterteil zu. Sie ist abweisend und unberechenbar. Schnell dreht und wendet sie ihr Verhalten. Keiner weiß recht, was er von ihr zu erwarten hat.

Wir Menschen hinterlassen überall unsere Lebens-Spuren; nichts von dem, was wir denken, fühlen und tun, bleibt ohne Wirkungen. Die Babajaga löscht alle Tatenfolgen aus.

Sie ist eine lichtscheue und nicht ganz irdische Gestalt und steht den dunklen Mond-Wesen nahe. Um ihre Wohnstatt breitet sich ein Totenreich aus, angefüllt mit Menschenknochen aller Art. In manchen Märchen trägt sie auch den Beinamen: Babajaga vom steinernen Bein.

Drei Tage im Haus der Baba Jaga

Auf dem Weg zum Haus der Babajaga sprengen an Wassilissa drei Reiter vorüber: Zuerst ein weißer Reiter - da beginnt es zu dämmern; am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ein roter Reiter und beim Anbruch der Nacht ein schwarzer Reiter. Sie zeigen drei der Tageszeiten an. Ein vierter Reiter, der den sonnenhellen Mittag darstellen könnte, tritt nicht in Erscheinung!

Als das furchtsame Mädchen bei Nacht anlangt, erstarrt es vor Entsetzen und steht wie angewurzelt da. Denn vom Zaun bis zum Türschloß ist alles aus Menschenknochen hergestellt. Hat die Böse schon so viele Menschen gefressen? Der Knochenzaun zeigt an: Hier endet das Reich des Lebens und beginnt ein Reich des Todes. Alles ist dazu angetan, das Gruseln zu lernen. Wie kann das fromme Mädchen hier drei Tage aushalten, ohne seelisch Schaden zu nehmen? Aber sie soll gerade in einer solchen Umgebung voll Schrecken und Tod lernen, ihre Angst zu überwinden.

Nachdem die Finsternis das letzte Tageslicht verschluckt hat, beginnen die Totenschädel ganz von selbst auf den Zaunpfählen zu leuchten, ohne daß jemand sie anzünden mußte. Aber was geht von diesem Licht aus! Wassilissa starrt den grell-leuchtenden Zaun an und beginnt zu frösteln, so angst wird ihr jetzt. Sie möchte fortlaufen, aber sie muß an ihren Auftrag denken, mit dem sie von den Stiefschwestern losgeschickt wurde: Sie soll Licht holen. Wissen die Schwestern, was für ein Licht hier brennt?

Im Reich der Babajaga gibt es nur diese eine Lichtquelle, die aus den Totenköpfen hervorgeht. Soll sie solches Licht von hier holen, und wird das auch zu Hause so leuchten wie hier? Mutig zündet Wassilissa an einem der Totenschädel einen Span an, um im Herd Feuer anzuzünden.

Ehe man die Baba Jaga sehen kann, hört man alle Bäume ächzen; die Natur verändert sich bei ihrem Erscheinen. Wie ein Hund erschnüffelt Baba Jaga, daß ein Mensch in der Nähe ist. Das Mädchen erzählt, weshalb es gekommen ist und wundert sich, daß der Baba Jaga die Stiefschwestern bekannt sind. Was für Verbindungen bestehen da?

Wassilissa kommt aus dem Staunen nicht heraus, daß Baba Jaga ihren Toren und Riegeln befehlen kann, sich zu öffnen und zu schließen. Wir würden heute sagen: Sie besitzt eine vollautomatische Schließanlage. In ihrem Reich herrscht eine Technik, die der damaligen Zeit weit voraus und für uns undurchschaubar ist.

Wassilissa erhält außer den üblichen Haushaltsarbeiten noch zwei Aufträge. Sie soll aus einem Scheffel Weizen schwarze Körner auslesen und Mohnkörner von Erde befreien. Wie kann sie solche Arbeiten in so kurzer Zeit verrichten? Kein Mensch brächte das fertig. Also nimmt sie Zuflucht bei ihrer Beschützerin und hört ihren weisen Rat: «Sprich dein Gebet und lege dich schlafen! Der Morgen ist klüger als der Abend.» Einer der weisesten Ratschläge, der uns Aufschluß darüber gibt, was mit uns geschieht und welche Hilfen wir erhalten, während wir schlafen.

In vielen Märchen werden Arbeiten solcher Art aufgetragen, die kein Mensch mit seinen Tages-Kräften bewältigen kann. Manchmal bekommt er dazu noch völlig untaugliche Werkzeuge, (z. B. «Der Trommler») Gerade das soll die wahre Absicht der Märchen unterstreichen, daß es sich um «Verrichtungen im Schlaf» handelt, die von göttlichen Wesen am Menschen vollzogen werden. Die Aufgabe — z. B. einen Teich mit einem Sieb auszuschöpfen — wird deshalb so gestellt, um in Bildern darauf aufmerksam zu machen, welche Wunder in den Nächten möglich sind.

Fortsetzung im neuen Tema

[ Editiert von mande am 16.12.06 15:19 ]


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