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RE: Was sind eigentlich Engel?

in Mythologie 06.07.2005 19:49
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

Engel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Engel (vom griechischen άγγελος, ángelos - Bote, Botschafter über lateinisch angelus als Übersetzung des hebräischen mal'ach - Bote) ist in vielen Religionen ein Wesen, das Gott oder den Göttern zur Seite steht, aber von ihnen unterschieden wird.


Engel in der Bibel

Die Bibel kennt in weiten Teilen keine Engel als eigene Wesen, die Gottes Bereich angehören. Das erste Gebot mit seiner Kehrseite, dem Bilderverbot, ließ die Vorstellung göttlicher Wesen neben dem Schöpfer ebensowenig zu wie die Vergöttlichung geschaffener Lebewesen. Von diesen ist in beiden Schöpfungserzählungen (Gen. 1 und 2) keine Rede. In Abgrenzung von babylonischer Mythologie werden die Sterne, die dort als Götter galten, zu bloß nützlichen "Lampen" degradiert.

Die biblische Tradition übernahm wahrscheinlich erst im und nach dem babylonischen Exil (587 - 539 v. Chr.) mythologische Vorstellungen von besonderen Himmelswesen aus der antiken Umwelt Israels. Dies schlug sich z.B. im exilischen Schöpfungsbericht nieder, der einen Teil seiner Motive mit dem Gilgamesch-Epos teilt: darunter wohl auch die Paradieswächter mit dem Flammenschwert (1. Mose 3, 24). Bezeichnend ist aber auch hier, dass der Engel gerade dafür sorgt, dass keine Vermischung des göttlichen und des menschlichen Bereichs möglich ist.

In Gen. 6, 2-4 tauchen dann so genannte "Gottessöhne" auf, die mit sterblichen Frauen verkehrten und dadurch "Riesen" hervorbrachten. Während die antike Mythologie hierbei an "gefallene Engel" dachte, wird das Motiv durch den Kontext, in den es gestellt wurde, entmythisiert: Gemeint sind hier die "Helden der Vorzeit", die ersten 10 Generationen Menschen von Adam bis Noach, die zwar besonders lange lebten, gleichwohl aber sterblich waren. "Gottessöhne" sind für die Bibel zunächst alle Menschen, die ihre Gottebenbildlichkeit auch nach dem Sündenfall behalten (Gen. 1, 27). Der Ausdruck "Mal'ach" für Engel wird erstmals in Kapitel 19 von Genesis verwendet, in der Erzählung der Flucht Lots aus Sodom.

Im Buch Ijob (um 250-200 v. Chr.) tauchen die "Gottessöhne" dann wieder auf: Hier erscheint Satan nicht als widergöttliche Macht, sondern als einer von ihnen (Hi. 1, 6) und schließt mit Gott die "satanische Wette" um Ijobs Sündlosigkeit (v. 11f). Später erwähnt Gott die Gottessöhne nochmals als die ersten, die ihn mit den Sternen lobten - offenbar noch vor der Schöpfung der Menschen (Hi. 38, 7). Hier werden Vorstellungen einer Engelwelt sichtbar, die der Schaffung der Menschenwelt vorausgeht und die Geschicke der Menschen mitbestimmt.

In der späten Vision vom Endgericht (Dan. 7, 1-14, um 170 v. Chr.) dagegen bleiben die Throne, die um Gottes Thron aufgestellt werden, leer. Von Engeln ist hier erst nach dem Erwachen des Sehers Daniel die Rede: Sie deuten ihm das Gesicht, ohne dass sie selbst darin eine Rolle spielen. Die Menge ohne Zahl, die vor Gottes Thron versammelt ist (v. 10), sind keine Engel, sondern die, die im Endgericht bestehen und Gott anbeten.

Die Bibel geht zwar mit der Umwelt davon aus, dass es Engel - himmlische, mit Verstand und Willen begabte Geistwesen - gibt; aber sie verzichtet weitestgehend auf ein Ausmalen dieser Himmelswelt, die in anderen Religionen damals verbreitet war. Viel wichtiger ist ihr die Funktion der Engel: den Menschen Gottes Wort, Gegenwart, Absicht und vollgültigen Willen mitzuteilen. Darum erscheinen Engel in der Bibel oft einfach als "Boten Gottes" in menschlicher Gestalt. Sie sind ohne Zweifel souverän, wie Gott den Menschen weit überlegen und nicht an die Schranken und Bedingungen der menschlichen Sinnenwelt gebunden: aber diese Fähigkeiten treten meist hinter ihrer Botschaft zurück.

Die Bibel erwähnt verschiedene Arten von Engeln, ohne sie in eine klar gegliederte Engelshierarchie einzuordnen: Seraphim, Cherubim, Erzengel, Thronoi, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten (siehe unter anderem: 1. Samuel 4,4; Jesaja 6,2; Epheserbrief 1,21; Kolosserbrief 1,16).

Jahwe, der Gott Israels erscheint hin und wieder bestimmten Menschen (zum Beispiel Abraham im Hain Mamre und Mose im brennenden Dornenbusch) in Engelsgestalt. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang der sogenannte "Engel des Bundes", der Hagar, Abraham, Jakob, Moses, Gideon und Elija erscheint. Daneben gibt es auch den Racheengel, in dem der Zorn Gottes Gestalt gewinnt. Vor allem aber bilden die Engel den "Hofstaat" Gottes und seine "Heeresmacht", mit der Gott Zebaot, der "Herr der Heerscharen", für und manchmal auch gegen Menschen streitet. Eine besondere Bedeutung haben Engel auch als Überbringer von Heils- oder Gerichtsbotschaften Gottes (etwa im Alten Testament bei der Zerstörung Sodoms, oder im Neuen Testament bei der Geburt Jesu und bei Jesu Auferstehung am Ostermorgen). Weitere Aufgaben der Engel sind nach biblischer Darstellung der Bibel Schutz- und Hilfsdienste für bestimmte Menschen und Menschengruppen (Psalm 91; Daniel 6,22; Matthäus (Evangelium) 18,10; Lukas (Evangelium) 16,22; Apostelgeschichte 12,7).

Eine religiöse Verehrung kommt nach Aussagen der Bibel den Engeln jedoch nicht zu (Kolosser 2,18; Offenbarung 19,10; 22,9).

Das biblische Engelbild hat mit dem der Kunst und Volksfrömmigkeit vielfach nur wenig gemein. Die verniedlichenden Darstellungen der Engel als Putten widersprechen der biblischen Darstellung. Als Wesen, die grundsätzlich der "unsichtbaren Welt" (Nicäno-Konstantinopolitanum) angehören, entziehen sie sich der Objektivierung. Dennoch kann die Sprache des Gebets (vgl. Martin Luthers Morgen- und Abendsegen), der Liturgie und der Poesie nicht auf sie verzichten.

Jüdisch-christliche Tradition
Viele Engellehren finden sich außerhalb der kanonischen Bibelschriften. Ein typischer Vertreter dieser im strengen Sinne nichtbiblischen Schriften sind die Chroniken des Henoch, die vermutlich im 3. Jahrhundert vor Christus entstanden sind, sich jedoch aus älteren Quellen speisen. In diesen Chroniken wird ausführlich über Engel, ihre Namen, ihre Aufgaben und ihre charakteristischen Eigenschaften berichtet. Henoch beschreibt in seinen Chroniken seine Reise in die zehn Himmel, wo er das Wirken der Engel sah und dokumentierte. Die Chroniken von Henoch wurden vom Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert nach Christus zu Apokryphen erklärt und ihnen damit der Rang einer Heiligen Schrift aberkannt. Neueste Studien haben ergeben, dass viele Inhalte der Henoch-Texte sich im Neuen Testament wiederfinden.

Das Judentum kennt neben den in der Bibel genannten Erzengeln (Gabriel und Michael) auch noch Uriel, Raphael, Sariel und Jerahmeel, die sehr spät in der Entwicklung des Judentums auftreten.

Im Mittelalter sah Maimonides Engel in einem rationalistischen Weltbild als eine biblische Umschreibung der Naturkräfte, die Gott einsetze, um seinen Willen in der Welt umzusetzen.

Systematik und Hierarchie der Engel nach Dionysios Areopagita

1. Triade:

Seraphim sind vier bzw. sechsflügelige Symbole des Lichts, der Glut des göttlichen Feuers (Ez. 1,5 f; Jes 6,1 ff) und stehen Gott am Nächsten.
Cherubim sind Verbreiter der Erkenntnis, Ergießer der Weisheit, Beschützer des Garten Edens (Gen 3,24), werden beim Bau der Stiftshütte (Ex 25,18 ff) sowie beim Bau des Tempels Salomo (1Kön 6,23 ff) u.a. erwähnt.
Thronoi (griechisch in etwa: "erhabene Gestalten") sind die unterste Stufe der 1. Triade und bezeichnen das Erhabene. Die Septuaginta gebraucht den Begriff auch für die Seraphim, ähnlich der Kolosserbrief (1, 16).
2. Triade: (Kol 1,16 sowie Eph 1,23)

Herrschaften sind Beherrscher der Engel.
Mächte vollziehen unerschütterlich den Willen Gottes.
Gewalten verkörpern die unzerstörbare Harmonie.
3. Triade:

Fürstentümer verkörpern den himmlischen Führungscharakter.
Erzengel (göttliche Kohorte) fungieren vor allem als Verkünder göttlicher Offenbarung. Neben Gabriel, Michael und Raphael taucht Uriel nur in der Mosesapokalypse auf. Jakob kämpft mit Penuël (Gottesgesicht) in Gen 32,31.
Der Talmud kennt noch Samael, Sedekiel (verhindert die Opferung Isaaks), Anael (Barakiel) und Sabbataios (Schepteel). Damit ergibt sich mit Gabriel, Michael und Raphael eine Siebenereinheit wie bei Zarathustra, die sich leicht mit den Gestirnen identifizieren lassen.

Engel (Schutzengel) stehen auf der untersten Kategorie und stehen den Menschen am Nächsten. Sie haben unterschiedliche Bezeichnungen wie Scharen (Ijob 19,12 und Ps 103,21), Erscheinung (Dan 10,7) oder Geister (Offb 1,4).


Exkurs: Die Engellehre in der Anthroposophie
Lt. der mittelalterlichen Lehre an welche die Anthroposophie anknüpft, gibt es neun Hierarchien. Der Mensch soll einmal zur 10. Hierarchie werden, so jedenfalls Rudolf Steiner.

Es ergibt sich folgendes Schema:

Dreifaltigkeit Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist

1. dem Vater zugeordnet:

1.1. Seraphim

1.2. Cherubim

1.3. Throne

2. dem Sohne zugeordnet:

2.1. Kyriotetes (Weltenlenker)

2.2. Dynameis (Weltenkräfte)

2.3. Exusiai (Offenbarer) = hebräisch ELOHIM

3. dem Heiligen Geist zugeordnet:

3.1. Archai (Zeitgeister)

3.2. Archangeloi (Erzengel)

3.3. Angeloi (Engel, auch Schutzengel)

So jedenfalls stellt es Hans-Werner Schroeder in seinem Werk "Mensch und Engel" auf S. 151 (Fischer-Taschenbuchausgabe), dar.


Engel aus der Sicht der Mormonen
In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ("Mormonen") wird mit Engel ein von Gott gesandter Bote gemeint. Dies kann nach der Lehre der Kirche auch ein bereits auferstandener Mensch sein. Eine besondere Rolle in ihrem Glauben spielt der anderweitig nicht bekannte Engel Moroni, durch den ihr Stifter Joseph Smith das Buch Mormon empfangen haben soll.

Engel im Islam
Die Engel, arabisch al-Mala'ika الملائكة (einschließlich der Erzengel) sind nach islamischer Lehre keine niedlichen Putten wie man sie in europäischen Darstellungen kennt, sondern - ähnlich der biblischen Darstellung - gewaltige und mächtige unsichtbare Licht-Wesen teils gigantischen Ausmaßes, die ihre jeweiligen Aufgaben haben.

Die Engel sind im Islam die Boten, die den Propheten die Offenbarungen Gottes übermitteln. So ist beispielsweise dem Propheten Muhammad der Erzengel Gabriel erschienen und hat ihm den Koran übermittelt.

Der Hadith sagt, dass Gott jeweils am 120. Tage nach der Zeugung einen Engel sendet, der dem ungeborenen Menschen den Odem Gottes einhaucht.

New Age und Engel

Einige moderne spirituelle Bewegungen bezeichnen in ihren Glaubenssystemen auftretende Wesen oftmals auch als Engel, entwickeln allerdings ein von der traditionellen Bedeutung abweichendes Konzept. So wird von Esoterikern (und auch einigen Romanautoren) angegeben: Engel sind Lebewesen, die grundsätzlich von Menschen verschieden sind, da sie aus einem anderen Teil Gottes heraus geschaffen sind. Dadurch sind sie nicht in der Lage zu lügen und haben sich auch nicht so weit von der Liebe Gottes entfernt und stehen deshalb Gott näher als die meisten Menschen. In Demut und Freude vollziehen sie seinen Willen, können aber durch Gebete oder Gedanken um Hilfe gebeten werden.

Kontakt zu Engeln
Auch in der Gegenwart berichten Menschen von Engelsbegegnungen. Einige erzählen sogar von Dauerkontakten zu bestimmten "Geistwesen", die sie in allen Lebenslagen beschützen, begleiten und beraten. Von protestantischer Seite werden solche Berichte eher kritisch betrachtet - insbesondere dann, wenn in solchen Erfahrungsberichten Engel die Funktion einnehmen, die nach der Bibel alleine Gott zukommt. Andere kirchliche Stellungnahmen - vor allem solche aus dem evangelikalen Lager - weisen daraufhin, dass auch dämonische Mächte zuweilen als Engelwesen auftreten. Demgegenüber stehen im Allgemeinen römisch-katholische Christen und noch stärker die orthodoxen Christen solchen Berichten eher positiv gegenüber. So wird z.B. die Homepage des Vatikan www.vatican.va 'Gabriel' genannt, wie der Erzengel der Verkündigung. Die Firewall zum Schutz vor Computer-Viren heißt 'Michael', wie der Wächter-Engel. Und das Intranet, das nur für die Angestellten zugänglich ist, trägt den Namen 'Raphael', der stets im Geheimen arbeitet. "Wir brauchen den Extra-Schutz der Erzengel einfach" so Schwester Judith Zoebelein, Leiterin der Vatikan-Homepage.


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