Elisabeth Hering
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Elisabeth HeringElisabeth Hering (* 17. Januar 1909 in Klausenburg; † 15. Juli 1999 in Leipzig; geb. Leicht, geschiedene Ackner) war eine deutsche Schriftstellerin.
Leben
Elisabeth Hering wurde am 17. Januar 1909 als erste Tochter von Hans Leicht und Elisabeth Leicht, geb. Bacon, in Klausenburg geboren und wuchs in Schäßburg auf. Beide Städte liegen in Siebenbürgen, das vor dem Ersten Weltkrieg zu Ungarn gehörte, 1919 dann an Rumänien angeschlossen wurde.
Schäßburg ist eine Kleinstadt, von deutschen Kolonisten gegründet, die im 12. Jahrhundert vom ungarischen König ins Land gerufen worden waren. Ihre Nachkommen haben sich die Muttersprache bis in unsere Tage erhalten. Elisabeth Hering war eine der Ihren: Eine Siebenbürger Sächsin. Sie hat das deutsche Gymnasium besucht und heiratete nach ihrer Ausbildung als Buchhändlerin den Schäßburger Pfarrer Hans Ackner. Mit ihm übersiedelte sie 1930 nach Hermannstadt. 1943 erhielt ihr Mann einen Ruf zu kirchlichem Dienst nach Polen, und er nahm seine Familie, in der vier Kinder heranwuchsen, dorthin mit. Im Zuge der Kriegsereignisse kam die Familie 1944 nach Thüringen, wo das fünfte Kind geboren wurde. 1951 trennte sich Elisabeth Hering von Pfarrer Ackner und übersiedelte nach Leipzig. 1952 heiratete sie den Verlagslektor Walter Hering, in dem sie einen verständnisvollen Berater und Helfer gefunden hatte. Seither erschienen ihre Bücher unter dem Namen Elisabeth Hering. Walter Hering starb 1972. Elisabeth Hering starb am 15. Juli 1999 in einem Leipziger Pflegeheim.
Schaffen
Ihr erstes Buch veröffentlichte Hering in Leipzig, noch unter dem Namen Elisabeth Ackner. Sein Titel: "Der Oirol. Zwei Liebesgeschichten aus dem alten Korea."
Mit der Veröffentlichung ihrer Nacherzählungen von Märchen und Legenden hatte sich Elisabeth Hering den Weg bereitet zu der Tätigkeit, die ihrem eigentlichen Anliegen entsprach, dem Schreiben von kulturhistorischen Romanen. War doch schon in ihrer Jugend der Sinn für Geschichte und Poesie erweckt worden durch den Großvater, Dr. Josef Bacon, der das Schäßburger Heimatmuseum gegründet hat, und den Vater, Hans Leicht, der selber Gedichte schrieb. Ihr erster Roman, die "Südseesaga" (1956), führt auf die Osterinsel, der zweite, "Die Magd der Pharaonen" (1959) in das alte Ägypten. Urtümliche, älteste Kulturen also. Und auch in ihnen schon findet sie das unstillbare Verlangen nach dem "Heil der Welt". Wo wird es gesucht? Warum immer wieder verspielt? Weil Missbrauch getrieben wurde mit dem Heilenden, dem "Heiligen"?
Diesen Fragen in der Geschichte nachzugehen war Elisabeth Herings Bemühen. Am deutlichsten tritt das zu Tage in den Romanen "Der Diakon von Monstab", "Ihm zum Bilde" und "Schatten Gottes auf Erden", wo der Missbrauch der Religionen dargestellt wird, der ebenso zu Ketzerverfolgungen und der Verbrennung von Jan Hus führte wie zum Dreißigjährigen Krieg. Doch nicht nur im Christentum hat solcher Missbrauch zu unseligen Folgen geführt, sondern auch im Islam. Das wird erkennbar am Schicksal Ulug Begs, des Sultans von Samarkand, der der größte Astronom seiner Zeit gewesen ist und den Ränken der frommen Derwische zum Opfer fiel.
Im Ganzen hat Elisabeth Hering 24 Bücher veröffentlicht, davon 11 kulturhistorische Romane, ein populärwissenschaftliches Buch ("Schrieb Noah schon?", auch bekannt unter dem Titel "Rätsel der Schrift"), zwei Erzählungen für Kinder ("Drei Lebensretter" und "Der Heinzelmännchen Wiederkehr"); die übrigen sind Nacherzählungen von Märchen, Sagen und Schwänken.
Herings Bücher wurden in fünf Sprachen übersetzt.
Ihre Märchen lesen sich wie Geschichten, bieten sich an als Leseliteratur für größere Kinder
Werke
"Hong Kil Tong und andere Märchen (aus Korea)", Elisabeth Ackner, Jugendbuchverlag Ernst Wunderlich, Leipzig 1951
"Der Heinzelmännchen Wiederkehr", Leipzig, Jugendbuchverlag E. Wunderlich, 1955
"Märchen aus Rumänien", später unter dem Titel "Der goldene Birnbaum und andere Märchen aus Rumänien", Elisabeth Hering und Walter Hering, Buchschmuck von Kurt Eichler, Berlin, Altberliner Verl. Groszer, 1956.
"Südseesaga", mit Zeichn. von Rudolf Nehmer, Leipzig, Jugendbuchverlag E. Wunderlich, 1956 (später Prisma Verlag), Preis im Jugendbuch-Wettbewerb des Ministeriums f. Kultur der DDR
"Hansel weckt den Weihnachtsmann", Ein Spiel für Kinder in 3 Bildern, Musik v. Carl-Ernst Teichmann, Hofmeister, Leipzig 1957, 26 S. mit Noten
"Sagen und Märchen von der Nordsee", Berlin, Altberliner Verl. Groszer, 1959, Lizenzausgabe Boje-Verlag Stuttgart
"Savitri: 2 indische Liebesgeschichten nach dem Mahabharata", Leipzig, Prisma-Verl., 1959
"Sagen von Donau und Rhein", mit Illustrationen von Kurt Eichler, Berlin Altberliner Verlag L. Groszer, 1959
"Kostbarkeiten aus dem deutschen Märchenschatz", 1. von insgesamt drei Bänden, Berlin, Altberliner Verl. L. Groszer, 1963, Taschenbuchausgabe bei Knaur
Dreibändige Ausgabe, mit Ill. von Christa Unzner-Fischer, Berlin, Altberliner Verl. L. Groszer, 1986
"Die Puten im Joch: rumän. Schwänke, Legenden, Märchen", hrsg. u. bearb. von Elisabeth Hering, mit 16 Abb. nach Motiven rumän. Stickmuster, Leipzig, Weimar. Kiepenheuer, 1980
"König Mátyás und die Rátóte, Ungarische Schildbürgerstreiche und Anekdoten", übertragen von E. Hering unter Mitarbeit von Éva Jávorszky und Heinrich Weissling, Kiepenheuer, 1988