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#1

RE: Vorwort zur ersten Ausgabe der KHM von 1812

in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 19.11.2009 08:33
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

An

die Frau

Elisabeth von Arnim

für

den kleinen

Johannes Freimund.




Vorrede.


Wir finden es wohl, wenn Sturm oder anderes Unglück, vom Himmel geschickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen, daß noch bei niedrigen Hecken oder Sträuchen, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert und einzelne Aehren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder günstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort, keine frühe Sichel schneidet sie für die großen Vorrathskammern, aber im Spätsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme, fromme Hände, die sie suchen; und Aehre an Aehre gelegt, sorgfältig gebunden und höher geachtet, als ganze Garben, werden sie heimgetragen und Winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen für die Zukunft. So ist es uns, wenn wir den Reichthum deutscher Dichtung in frühen Zeiten betrachten, und dann sehen, daß von so vielem nichts lebendig sich erhalten, selbst die Erinnerung daran verloren war, und nur Volkslieder, und diese unschuldigen Hausmärchen übrig geblieben sind. Die Plätze am Ofen, der Küchenheerd, Bodentreppen, Feiertage noch gefeiert, Triften und Wälder in ihrer Stille, vor allem die ungetrübte Phantasie sind die Hecken gewesen, die sie gesichert und einer Zeit aus der andern überliefert haben.

So denken wir jetzt, nachdem wir diese Sammlung übersehen; anfangs glaubten wir auch hier schon vieles zu Grund gegangen, und nur die Märchen noch allein übrig, die uns etwa selbst bewußt, und die nur abweichend, wie es immer geschieht, von andern erzählt würden. Aber aufmerksam auf alles, was von der Poesie wirklich noch da ist, wollten wir auch dieses abweichende kennen, und da zeigte sich dennoch manches neue und ohne eben im Stand zu seyn, sehr weit herum zu fragen, wuchs unsre Sammlung von Jahr zu Jahr, daß sie uns jetzt, nachdem etwa sechse verflossen, reich erscheint; dabei begreifen wir, daß uns noch manches fehlen mag, doch freut uns auch der Gedanke, das meiste und beste zu besitzen. Alles ist mit wenigen bemerkten Ausnahmen fast nur in Hessen und den Main- und Kinziggegenden in der Grafschaft Hanau, wo wir her sind, nach mündlicher Ueberlieferung gesammelt; darum knüpft sich uns an jedes Einzelne noch eine angenehme Erinnerung. Wenig Bücher sind mit solcher Lust entstanden, und wir sagen gern hier noch einmal öffentlich Allen Dank, die Theil daran haben.

Es war vielleicht gerade Zeit, diese Märchen festzuhalten, da diejenigen, die sie bewahren sollen, immer seltner werden (freilich, die sie noch wissen, wissen auch recht viel, weil die Menschen ihnen absterben, sie nicht den Menschen), denn die Sitte darin nimmt selber immer mehr ab, wie alle heimlichen Plätze in Wohnungen und Gärten einer leeren Prächtigkeit weichen, die dem Lächeln gleicht, womit man von ihnen spricht, welches vornehm aussieht und doch so wenig kostet. Wo sie noch da sind, da leben sie so, daß man nicht daran denkt, ob sie gut oder schlecht sind, poetisch oder abgeschmackt, man weiß sie und liebt sie, weil man sie eben so empfangen hat, und freut sich daran ohne einen Grund dafür: so herrlich ist die Sitte, ja auch das hat diese Poesie mit allem unvergänglichen gemein, daß man ihr selbst gegen einen andern Willen geneigt seyn muß. Leicht wird man übrigens bemerken, daß sie nur da gehaftet, wo überhaupt eine regere Empfänglichkeit für Poesie oder eine noch nicht von den Verkehrtheiten des Lebens ausgelöschte Phantasie gewesen. Wir wollen in gleichem Sinn hier die Märchen nicht rühmen, oder gar gegen eine entgegengesetzte Meinung vertheidigen: jenes bloße Daseyn reicht hin, sie zu schüzzen. Was so mannichfach und immer wieder von neuem erfreut, bewegt und belehrt hat, das trägt seine Nothwendigkeit in sich, und ist gewiß aus jener ewigen Quelle gekommen, die alles Leben bethaut, und wenn auch nur ein einziger Tropfen, den ein kleines zusammenhaltendes Blatt gefaßt, doch in dem ersten Morgenroth schimmernd.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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#2

RE: Vorwort zur ersten Ausgabe der KHM von 1812

in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 19.11.2009 09:23
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

Innerlich geht durch diese Dichtungen dieselbe Reinheit, um derentwillen uns Kinder so wunderbar und seelig erscheinen; sie haben gleichsam dieselben bläulich-weißen, mackellosen, glänzenden Augen (in die sich die kleinen Kinder selbst so gern greifen[1], die nicht mehr wachsen können, während die andern Glieder noch zart, schwach, und zum Dienst der Erde ungeschickt sind. So einfach sind die meisten Situationen, daß viele sie wohl im Leben gefunden, aber wie alle wahrhaftigen doch immer wieder neu und ergreifend. Die Eltern haben kein Brod mehr, und müssen ihre Kinder in dieser Noth verstoßen, oder eine harte Stiefmutter läßt sie leiden[2], und mögte sie gar zu Grunde gehen lassen. Dann sind Geschwister in des Waldes Einsamkeit verlassen, der Wind erschreckt sie, Furcht vor den wilden Thieren, aber sie stehen sich in allen Treuen bei, das Brüderchen weiß den Weg nach Haus wieder zu finden, oder das Schwesterchen, wenn Zauberei es verwandelt, leitet es als Rehkälbchen und sucht ihm Kräuter und Moos zum Lager; oder es sitzt schweigend und näht ein Hemd aus Sternblumen, das den Zauber vernichtet. Der ganze Umkreis dieser Welt ist bestimmt abgeschlossen: Könige, Prinzen, treue Diener und ehrliche Handwerker, vor allen Fischer, Müller, Köhler und Hirten, die der Natur am nächsten geblieben, erscheinen darin; das andere ist ihr fremd und unbekannt. Auch, wie in den Mythen, die von der goldnen Zeit reden, ist die ganze Natur belebt, Sonne, Mond und Sterne sind zugänglich, geben Geschenke, oder lassen sich wohl gar in Kleider weben, in den Bergen arbeiten die Zwerge nach dem Metall, in dem Wasser schlafen die Nixen, die Vögel, (Tauben sind die geliebtesten und hülfreichsten), Pflanzen, Steine reden und wissen ihr Mitgefühl auszudrücken, das Blut selber ruft und spricht, und so übt diese Poesie schon Rechte, wornach die spätere nur in Gleichnissen strebt. Diese unschuldige Vertraulichkeit des größten und kleinsten hat eine unbeschreibliche Lieblichkeit in sich, und wir mögten lieber dem Gespräch der Sterne mit einem armen verlassenen Kind im Wald, als dem Klang der Sphären zuhören. Alles schöne ist golden und mit Perlen bestreut, selbst goldne Menschen leben hier, das Unglück aber eine finstere Gewalt, ein ungeheurer menschenfressender Riese, der doch wieder besiegt wird, da eine gute Frau zur Seite steht, welche die Noth glücklich abzuwenden weiß, und dieses Epos endigt immer, indem es eine endlose Freude aufthut. Das Böse auch ist kein kleines, nahstehendes und das schlechteste, weil man sich daran gewöhnen könnte, sondern etwas entsetzliches, schwarzes, streng geschiedenes, dem man sich nicht nähern darf; eben so furchtbar die Strafe desselben: Schlangen und giftige Würmer verzehren ihr Opfer, oder in glühenden Eisenschuhen muß es sich zu todt tanzen. Vieles trägt auch eine eigene Bedeutung in sich: die Mutter wird ihr rechtes Kind in dem Augenblick wieder im Arme haben, wenn sie den Wechselbalg, den ihr die Hausgeister dafür gegeben, zum Lachen bringen kann; gleichwie das Leben des Kindes mit dem Lächeln anfängt und in der Freude fortwährt, beim Lächeln im Schlaf aber die Engel mit ihm reden. So ist eine Viertelstunde täglich über der Macht des Zaubers, wo die menschliche Gestalt frei hervortritt, als könne uns keine Gewalt ganz einhüllen, und es gewähre jeder Tag Minuten, wo der Mensch alles falsche abschüttele und aus sich selbst herausblicke; dagegen aber wird der Zauber auch nicht ganz gelöst, und ein Schwanenflügel bleibt statt des Arms, und weil eine Thräne gefallen, ist ein Auge mit ihr verloren, oder die weltliche Klugheit wird gedemüthigt und der Dummling, von allen verlacht und hintangesetzt, aber reines Herzens, gewinnt allein das Glück. In diesen Eigenschaften aber ist es gegründet, wenn sich so leicht aus diesen Märchen eine gute Lehre, eine Anwendung für die Gegenwart ergiebt; es war weder ihr Zweck, noch sind sie darum erfunden, aber es erwächst daraus, wie eine gute Frucht aus einer gesunden Blüthe ohne Zuthun der Menschen. Darin bewährt sich jede ächte Poesie, daß sie niemals ohne Beziehung auf das Leben seyn kann, denn sie ist aus ihm aufgestiegen und kehrt zu ihm zurück, wie die Wolken zu ihrer Geburtsstätte, nachdem sie die Erde getränkt haben.

So erscheint uns das Wesen dieser Dichtungen; in ihrer äußeren Natur gleichen sie aller volks- und sagenmäßigen: nirgends feststehend, in jeder Gegend, fast in jedem Munde, sich umwandelnd, bewahren sie treu denselben Grund. Indessen unterscheiden sie sich sehr bestimmt von den eigentlich localen Volkssagen, die an leibhafte Oerter oder Helden der Geschichte gebunden sind, deren wir hier keine aufgenommen, wiewohl viele gesammelt haben, und die wir ein andermal herauszugeben denken. Mehrere Aeußerungen einer und derselben Sage wegen ihrer angenehmen und eigenthümlichen Abweichungen haben wir einigemal mitgetheilt, das minder bedeutende in dem Anhang, überhaupt aber so genau gesammelt, als uns möglich war. Gewiß ist auch, daß sich die Märchen in dem Fortgange der Zeit beständig neu erzeugt, eben darum aber muß ihr Grund sehr alt seyn, bei einigen wird es durch Spuren in Fischart und Rollenhagen, die an ihrem Ort bemerkt sind, für beinah drei Jahrhunderte besonders bewiesen; es ist aber außer Zweifel, daß sie noch gar viel älter sind, wenn auch Mangel an Nachrichten directe Beweise unmöglich macht. Nur ein einziger, aber sicherer ergiebt sich aus ihrem Zusammenhang mit dem großen Heldenepos und der einheimischen Thierfabel, welchen auszuführen natürlich hier der Ort nicht war, einiges ist jedoch im Anhang gleichfalls darüber gesagt worden.

Weil diese Poesie dem ersten und einfachsten Leben so nah liegt, so sehen wir darin den Grund ihrer allgemeinen Verbreitung, denn es giebt wohl kein Volk, welches sie ganz entbehrt. Selbst die Neger im westlichen Afrika vergnügen ihre Kinder mit Erzählungen, und von den Griechen sagt es Strabo ausdrücklich (Man wird dies Zeugniß am Ende finden bei den andern, welche beweisen, wie sehr diejenigen, die gewußt, was eine solche unmittelbar zum Herzen redende Stimme werth ist, solche Märchen geschätzt haben). Noch ein anderer höchst merkwürdiger Umstand erklärt sich daraus, nämlich die große Ausbreitung dieser deutschen. Sie erreichen hierin nicht bloß die Heldensagen von Siegfried dem Drachentödter, sondern sie übertreffen diese sogar, indem wir sie, und genau dieselben, durch ganz Europa verbreitet finden, so daß sich in ihnen eine Verwandtschaft der edelsten Völker offenbart. Aus dem Norden kennen wir nur die dänischen Kämpe-Viser, die vieles hierhergehörige enthalten, wenn gleich schon als Lied, welches nicht mehr ganz für Kinder paßt, weil es gesungen seyn will, doch läßt sich hier die Gränze eben so wenig genau angeben, als zu der ernsthafteren, historischen Sage, und es giebt allerdings Vereinigungspuncte. England besitzt die Tabartische eben nicht sehr reiche Sammlung, aber welche Reichthümer von mündlicher Sage müssen in Wallis, Schottland und Irland noch vorhanden seyn, ersteres hat in seinen[WS 1] (jetzt gedruckten) Mabinogion allein einen wahren Schatz. Auf eine ähnliche Weise sind Norwegen, Schweden und Dänemark reich geblieben, weniger vielleicht die südlichen Länder; aus Spanien ist uns nichts bewußt, doch läßt eine Stelle des Cervantes über das Daseyn und Erzählen der Märchen keinen Zweifel[3]. Frankreich hat gewiß noch jetzt mehr, als was Charles Perrault mittheilte, der allein sie noch als Kindermärchen behandelte (nicht seine schlechteren Nachahmer, die Aulnoi, Murat); er giebt nur neun, freilich die bekanntesten, die auch zu den schönsten gehören. Sein Verdienst besteht darin, daß er nichts hinzugesetzt und die Sachen an sich, Kleinigkeiten abgerechnet, unverändert gelassen; seine Darstellung verdient nur das Lob, so einfach zu seyn, als es ihm möglich war; an sich ist der französischen Sprache, die sich ihrer jetzigen Bildung nach, fast wie von selbst zu epigrammatischen Wendungen und feingeschnitztem Dialog zusammenkräuselt (man sehe nur das Gespräch zwischen Riquet à la houpe und der dummen Prinzessin, so wie das Ende von petit poucet), wohl nichts schwerer, als naiv und gerad, das heißt in der That, nicht mit der Prätension darauf, Kindermärchen zu erzählen; außerdem sind sie manchmal unnöthig gedehnt und breit. Eine Analyse, die vor einer Ausgabe steht, sieht es so an, als habe Perrault sie zuerst erfunden, und von ihm (geb. 1633, gestorben 1703.) seyen sie zuerst unter das Volk gekommen; bei dem Däumling wird sogar eine absichtliche Nachahmung Homers behauptet, welche Kindern die Noth des Odysseus beim Polyphem habe verständlich machen wollen; eine bessere Ansicht hat Johanneau. Reicher als alle anderen sind ältere italiänische Sammlungen, erstlich in den Nächten des Straparola, die manches gute enthalten, dann aber besonders im Pentamerone des Bastle, einem in Italien eben so bekannten und beliebten, als in Deutschland seltenen und unbekannten, in neapolitanischen Dialect geschriebenen, und in jeder Hinsicht vortrefflichen Buch. Der Inhalt ist fast ohne Lücke und falschen Zusatz, der Stil überfließend in guten Reden und Sprüchen. Es ganz lebendig zu übersetzen gehörte ein Fischart[4] und sein Zeitalter dazu; wir denken es indessen in dem zweiten Band der vorliegenden Sammlung zu verdeutschen, worin auch alles andere, was fremde Quellen gewähren, seinen Platz finden soll.

Wir haben uns bemüht, diese Märchen so rein als möglich war aufzufassen, man wird in vielen die Erzählung von Reimen und Versen unterbrochen finden, die sogar manchmal deutlich alliteriren, beim Erzählen aber niemals gesungen werden, und gerade diese sind die ältesten und besten. Kein Umstand ist hinzugedichtet oder verschönert und abgeändert worden, denn wir hätten uns gescheut, in sich selbst so reiche Sagen mit ihrer eigenen Analogie oder Reminiscenz zu vergrößern, sie sind unerfindlich. In diesem Sinne existirt noch keine Sammlung in Deutschland, man hat sie fast immer nur als Stoff benutzt, um gröbere Erzählungen daraus zu machen, die willkührlich erweitert, verändert, was sie auch sonst werth seyn konnten, doch immer den Kindern das Ihrige aus den Händen rissen, und ihnen nichts dafür gaben. Selbst wer an sie gedacht, konnte es doch nicht lassen, Manieren, welche die Zeitpoesie gab, hineinzumischen; fast immer hat es auch an Fleiß beim Sammeln gefehlt und ein paar wenige, zufällig etwa aufgefaßte, wurden sogleich mitgetheilt.[5] Wären wir so glücklich gewesen, sie in einem recht bestimmten Dialect erzählen zu können, so zweifeln wir nicht, würden sie viel gewonnen haben; es ist hier ein Fall, wo alle erlangte Bildung, Feinheit und Kunst der Sprache zu Schanden wird, und wo man fühlt, daß eine geläuterte Schriftsprache, so gewandt sie in allem andern seyn mag, heller und durchsichtiger aber auch schmackloser geworden, und nicht mehr fest an den Kern sich schließe.

Wir übergeben dies Buch wohlwollenden Händen, dabei denken wir überhaupt an die segnende Kraft, die in diesen liegt, und wünschen, daß denen, welche diese Brosamen der Poesie Armen und Genügsamen nicht gönnen, es gänzlich verborgen bleiben möge.

Cassel, am 18ten October 1812.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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#3

RE: Vorwort zur ersten Ausgabe der KHM von 1812

in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 19.11.2009 09:25
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

Zeugnisse für Kindermärchen.


Strabo I, 2. §. 3. ed. 1620. p. 19.

Wir erzählen den Kindern, um sie zu ermuntern, angenehme Geschichten, und um sie abzuhalten, schreckliche Märchen, wie die von der Lamia, der Gorgone, von Ephialtes und Mormolyk.

Lamia, eine Frau, welche Kinder fraß. Gorgone, eine Frau mit Schlangenhaaren, ehernen Händen und Zähnen, so groß wie Eberhauer, ihr Anblick tödtete und versteinerte. Ephialtes, ein himmelstürmender Riese, der den Ossa auf den Olymp, den Pelion auf den Ossa setzte. Die Mormolyken sind Geister und Gespenster. Luther hat gesagt:

Ich mögt’ mich der wundersamen Historien, so ich aus zarter Kindheit herüber genommen, oder auch, wie sie mir vorkommen sind in meinem Leben, nicht entschlagen, um kein Gold.


Doctor Luther hat seine Mühe an den alten und verunreinigten Esopum legen und seinen Deutschen ein verneuertes und geschwertes Märleinbuch zurichten wollen, daran der Zeit viel guter Leut ein sonderes Gefallen trugen, aber - weil sich der theure Mann an der Biblia neben viel Predigen und Schreiben abgearbeitet, verblieb dies angefangene Werk, welches Anfang gleichwohl Magister Georg Rörer hernachmals in den neunten Theil der deutschen Bücher Lutheri hat bringen lassen. - Im schönen Hofpsalm -- gedenkt der Doctor des Affen, so Holzspalten wollte und des Keils vergaß, und da er die Axt auszog darüber zu Schanden kam. Er gedenkt auch des Frosches, so auf dem Heller saß und sich rühmet, Geld brächte Ehre.

Ueber Tisch hab ich etliche gute Fabeln von ihm gehört, als von der Krähe, so die Affen strafte, die aus einem Johanneswürmchen Feuer blasen wollten, und darüber ihren Kopf verlor. (Eine nicht unbekannte Fabel, die z.B. in Walchs decas fab. steht.)

Schuppii Schriften. Fabul-Hans. S. 530.

Johannes Müller.

Man sollte die Weisheit der Völker, bei denen man lebt, in ihrer mannichfaltigen Gestalt, selbst in Liedern,

quas ad ignem aniculae
narrant puellis,

aufspüren und in Umlauf bringen.


(Histor. Critik I. 245.)

W. Scott. In den Anmerkungen zu seinem Gedicht Lady of the lake. Edinb. 1810. p. 392.

A work of great interest might be compiled upon the origine of popular fiction and the transmission of similar tales from age to age and from country to country. The mythology of one period would then appear to pass into the romance of the next century, and that into the nursery-tale of the subsequent ages. Such an investigation, while it went greatly to diminish our ideas of the richness of human invention would also shew, that these fictions, however wild and childish, possess such charms for the populace, as enable them to penetrate into countries unconnected by manners and language and having no apparent intercourse tho afford the means of transmission. It would carry me far beyond my bounds, to produce instances of this community of fable, among nations, who never borrowed from each other any thing intrinsically worth learning. Indeed the wide diffusion of popular fictions may be compared to the facility, with wich straws and feathers are dispersed abroad by the wind, while valuable metals cannot be transported without trouble and labour. There lives, I believe, only one gentleman, whose unlimited acquaintance with this subiect might enable him to do it justice; I mean my friend, Mr. Francis Douce, of the british museum, whose usual Kindness will I hope pardon my mentioning his name, while on a subject so closely connected with his extensive and curious researches.

Eloi Johanneau. Mem. de l’acad. celtique. I. 162.

On connait aussi les contes de fées, du chat botté et du petit Poucet avec ses bottes de 7. lieues, contes populaires de la plus haute antiquité, qui ne sont point de l’invention de Perrault.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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