Reineke Fuchs - Wikipedia
Reineke Fuchs (auch Reinecke Fuchs oder Reinhart Fuchs) ist eine Figur aus europäischen Tierfabeln. Ihr wird Schläue, Gewitztheit und Verschlagenheit nachgesagt. Sein größter Widersacher ist Isegrim der Wolf.
Mittelalter
Die Ursprünge der Figur sollen in Sagen des Vorderen Orient liegen, als Reineke Fuchs ähnliche Züge wie Isegrim der Wolf getragen haben soll. Im Mittelalter entstand sie in ihrer heutigen Gestalt. Damals waren Tierfabeln zur satirischen Versinnbildlichung archetypischer menschlicher Charakterzüge oder gesellschaftlicher Zustände sehr beliebt. Zwischen 1175 und 1250 entstand in Frankreich durch Aneinanderreihung verschiedener Tiererzählungen der „Roman de Renart“ von Pierre de Saint-Cloud über einen schlauen Fuchs, der über einen starken Löwen triumphiert.
Heinrich der Gleißner (Heinrich der Glîchezære) aus dem Elsaß dichtete Ende des 12. Jahrhunderts den Reinhart Fuchs. Es ist aber umstritten, ob es diesen Autor wirklich gegeben hat (Glîchezære bedeutet nämlich nichts anderes als Betrüger) oder ob ein anderer, anonymer Autor nur diesen Erzählernamen wählte. Auch ein Übersetzungsfehler ist hier nicht ausgeschlossen. In dem Werk beginnt Der Gerichtstag so:
Ditz geschah in eime lantvride,
den hatte geboten bi der wide
ein lewe, der was Vrevil genant,
gewaltic vber daz lant. (Helmut de Boor, S.738)
Das Gedicht fand Eingang in das Volksbuch Reinke de vos (gedruckt in mittelniederdeutsch bei Hans van Ghetelen, Lübeck 1498).
Johann Christoph Gottsched um 1750
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Johann Christoph Gottsched um 1750
Im 13. Jahrhundert entstand auch eine niederländische Version des Epos, Van den vos Reynaerde.
18. und 19. Jahrhundert
Johann Wolfgang von Goethe verwendete die 1752 von Gottsched herausgegebene gleichnamige Dichtung für seine Fabel vom Reineke Fuchs. Gottsched hatte seiner Ausgabe eine Übersetzung in Prosa beigefügt.
Wahrscheinlich konnte sich Goethe noch auf die Historie van reynaert de vos (Delft 1485, Nachauflage 1783) stützen. 1834 veröffentlichte Jacob Grimm, der sich zu dieser Zeit mit dem mittelalterlichen Tierepos auseinandersetzte, eine Version von "Reinhard Fuchs".
Wilhelm von Kaulbach illustrierte die Ausgabe des Reineke Fuchs von Johann Wolfgang von Goethe (1846 erschienen).
1872 adaptierte der luxemburgische Autor Michel Rodange die Fabel in Goethes Version als Renert oder de Fuuss am Frack an a Maansgréiss. Er übertrug sie auf die aktuellen Verhältnisse in seinem Land und benutzte dabei regionale Dialekte.
Onomastik
Der Name Reinhart (Renart) wurde durch die mittelalterliche Sage so bekannt, dass statt der altfranzösischen Bezeichnung für Fuchs, "Goupil", stattdessen heute im Französischen der Fuchs "Renard" heißt und die alte Bezeichnung in Vergessenheit geraten ist.
Literatur
"Von Reinicken Fuchs." Heidelberg, 1981. (Faksimileausgabe der Ausgabe Frankfurt 1544, mit einer Einführung von Hubertus Menke)