Heinrich Rombach
die Sicht des Philosophen Heinrich Rombach auf des Märchens Kern
Zitat
3. Frau Holle
Das Prinzip der Unscheinbarkeit macht sich in der unscheinbaren Gestalt des Märchens geltend. So bei Frau Holle. Holle heißt soviel wie Holde, Huld, Gnade. „Begnadung“ ist die religiöse Form des hermetischen Prinzips. „Begabung“ ist seine psychologische und „Genie“ ist seine künstlerische Form. Alle dies Formen haben dieselbe Unverständlichkeit, und sie stellen für das Alltagsverständnis dasselbe Problem dar. Sie sind weder als Fremdgegebenheiten noch als Selbstgegebenheiten faßbar. Die „Begnadung“ liegt nicht im Vermögen und Besitz des Menschen. Er verfügt nicht darüber. Es ist nicht eine Naturanlage, kein verläßliches Verfügenkönnen, das der Begnadete nur noch zur Anwendung zu bringen hätte, sondern es ist eine Kraft, die er aus dem Augenblicke zu gewinnen, für den konkreten Fall zu finden und durch das Hinzukommen von Glück zu realisieren hat. „Glück“ ist nur ein anderes Wort für Hermes.
Glück hat aber nur derjenige, der es „verdient“. Aber keiner kann es sich verdienen. Man kommt da nicht hin. Es führt kein Weg zu Hermes – aber im Grunde führen alle Wege durch ihn hindurch. Er ist ja der Gott des Weges – aber welchen „Weges“? Wer „Genie“ hat, weiß dies sehr wohl, aber er weiß nicht, woher er es hat und wie lange; mal hat er es, mal hat er es nicht. Glaubt er zu wissen, daß er es hat, hat er es nicht, aber nun umgekehrt daran zu zweifeln, hilft auch nicht. Der Volksmund bringt dies durch die simple Formel zum Ausdruck: „Man hat es, oder man hat es nicht.“ Genau dies ist Hermes.
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und ...
Frau Holle verteilt Lohn und Strafe, aber nicht nach dem Prinzip der Gerechtigkeit, sondern nach dem charismatischen Prinzip, nach dem hermetischen Prinzip. Ihre Huld ist ein Verdienst, aber nur ein Verdienst derer, die nicht danach trachten.
So der Unterschied von Goldmarie und Pechmarie. Wie zuvor gezeigt, gelangt Goldmarie durch einen Absturz im Brunnenschacht in eine Unterwelt, von der niemand Kenntnis hatte. In der Unterwelt haben die Dinge Stimmen. So ruft das Brot aus dem Ofen: „Ach, zieh mich raus.“ Goldmarie ist nun die Bescheidene, die nicht selbst etwas will, sondern den „Willen“ der Dinge tut. Sie tut das, was „an der Zeit“ und was „am Platze“ ist; sie tut das, was die Sachen sind. Dadurch gelingt ihr alles. Sie ist nicht eigentlich „fleißig“; wer tut, was die Dinge wollen, bei dem geht alles „von selbst“. Das Märchen verkennt dies, es blendet Betulichkeit auf. Wir lassen uns aber nicht irreführen.
Gelingen, das ist das hermetische Phänomen, und Gelingen bedeutet eine Sache aus sich selbst heraus zu dem führen, wohin sie selber will. Dieses Führen hat die Unterstützung der Sachen, den ganzen Hintergrund der Wirklichkeit zum Helfer. Wie könnte es da mißlingen? Was könnte dem widerstehen? Die Übermacht des hermetischen Prinzips ist die schöpferische Sachlichkeit, in der die Subjektivität untergegangen ist, oder das sachliche Schöpfertum, die Kon-kreativität, in der Mensch und Sache zu einem einzigen Hervorgang zusammengehen. Der hermetische Mensch ist gleichsam ausgelöscht. Es gibt ihn nicht als den selbstbewußten Ausgangspunkt eigener Aktionen. Er ist nichts als die Findung des Zentralwillens einer Weltsituation, und er springt so in deren Mitte hinein, daß er die Sachen nur noch zu „rufen“ braucht, damit sie auch schon geschehen. „Wer den Dingen ihr eigenes Lied vorspielt, der bringt sie zum Tanzen.“ Die Macht der Hermetik ist der Tanz der Dinge.
Interessanter Gedankenansatz, aber ich meine, der wesentlich Kern der Märchenaussage ist ein anderer, dichter an den tatsächlichen Belangen des Lebens, vermutlich das, was der Philosoph Rombach mit Betulichkeit abtut.
Für mich ist dieses Märchen eine Aufforderung, die Kinder bedacht zu eziehen, sie nicht zu lebensunfähigen Menschen zu prägen, in dem eine Einschätzung der Arbeit als etwas negatives mit Strafcharakter vermittelt wird.Ich sehe hier nichts von Talenten und Genie, das Talent zur Hausarbeit, ein Brotback- und Baumschüttelgenie... nee, hier geht es nach meiner Meinung darum, dass Übung den Meister macht und ein Häckchen sich früh krümmt
Eine Marie wurde als Kind verhätschelt, von jeder Arbeit enthoben und als sie auf den eigenen Füßen stehen mußte, hatte sie mit solch schlechten Rüstzeug nur Pech im Leben.
Die ihr nachgesagte Häßlichkeit ist bestimmt das negative Empfinden, dass man als Außenstehender gegen verzogene Kinder hat.
Die andere Marie mußte schon als Kind alle Arbeiten ausführen, bekam wenig Zuwendung und hatte wohl deshalb ein bescheidenes Auftreten, dass den Außenstehenden wohlgefällig ist. Als sie auf sie gestellt war, war sie in der Lage, ihr Leben dank ihrer umfangreichen Kenntnisse in der Haushaltsführung erfolgreich zu meistern und Werte zu schaffen.
Für mich ist Frau Holle nur ein Zierde dieser Message, die Erinnerung an eine Göttin, die für Familie und Haushalt zuständig war, so wie Frigga.
Andere Meinungen ?
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