Hallo Vera! Ich war als Kind bei Hänsel und Gretel auch immer zwiegespalten, jedenfalls, wenn ich es selber gelesen habe, als ich wirklich klein war, habe ich das Märchen geliebt!
So gruselig spannend, so ein Elend, so ein schöner Schluss!
Das Märchen betont die große Notlage, die existenzielle Bedrohung zu verhungern, aber auch das Zögern des Vaters, im Gegensatz zur resoluten Mutter...
die Mutter war dann ja verstorben und so wurde die märchenhafte Gerechtigkeit wieder hergestellt, ohne dass irgendeine unangebrachte Racheaktion gegen ein Elternteil zum Zwecke der Herstellung von Gerechtigkeit nötig war, was sonst ja die glühenden Schuhe und nagelbestückten rollenden Fässer richten müssen ...
Hast Du Dich nie über die Ente gewundert, auf deren Rücken die Kinder über den See nach Hause gekommen sind?
Um zur Hexe zu kommen, brauchten sie die nicht...
Die Ente ist ein Symbol für Familie(nzusammenhalt, -liebe), den See, das Wasser kannst Du für tiefe Gefühle lesen, die werden durchaus auch abgründig gewesen sein, wenn man so was erleiden musste...
Es war für Wilhelm Grimm wichtig, dass erst ein Kind über den See getragen wurde und die Ente zurückkehrte und das andere Kind abholte. Ich glaube, erst Hänsel, dann Gretel... jedes Kind hatte seine eigene Zeit um zu verzeihen...
hab gerade nachgesehen:
ab der zweiten Ausgabe ist das Wasser mit der Ente dabei.
Das jüngere Kind, Gretel, war die erste auf der Ente...
Zitat
Sie kamen aber vor ein großes Wasser und konnten nicht hinüber. Da sah das Schwesterchen ein weißes Entchen hin und her schwimmen, dem rief es zu: „ach, liebes Entchen nimm uns auf deinen Rücken“ als das Entchen das hörte, kam es geschwommen und trug das Grethel hinüber und hernach holte es auch das Hänsel.
Bei Bechstein sind es noch viele Enten, die eine Brücke bilden, über die die Kinder gemeinsam fahren mit dem goldenen Rehbock und die Enten schwimmen auseinander, als der Menschenfresser die Brücke überquert und so waren die Kinder gerettet, weil der ersaufen musste...
Bei Bechstein darf die Mutter leben, sie macht sich zusammen mit dem Vater Sorgen um die Kinder und bereut, sie ausgesetzt zu haben. Da betreten die Kinder das Haus, und alle Not hat ein Ende.