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Richilde
RE: Richilde
in Erzählfreude-Märchenzauber der E-Buchverlag des Forums 24.06.2011 22:03von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Den Reigen eröffnet die schöne, von mir frisch frisierte Dame Richilde von Musäus
Klick aufs Bild und schon...
Kurzbeschreibung
Dieses Märchen von J. K. A. Musäus wurde schonend bearbeitet, damit auch im 21. Jahrhundert der Leser Anteil an seiner Fabulierfreude und seinem freundlich ironischen Blick auf menschliche Eigenschaften hat.
Es ist der Beginn einer Reihe der schönsten Musäus-Märchen, hier das wohl bekannteste, mit einer Schneewittchenthematik, die bei auch von anderen deutschen Märchensammlern verarbeitet wurde und von der man vermutet, dass diel Grafentochter Margaretha von Waldeck (1533 bis 1554) mit ihrem Schicksal Pate stand.
Das Märchen wurde mit Bearbeitungen von Bildern des viktorianischen Genremalers Blair Leighton illustriert.
Leseprobe:
Zitat
Richilde
Damals, zur Zeit der Kreuzzüge, herrschte Graf Gunderich über Brabant. Er war ein erstaunlich betfreudiger Mann; weshalb er vom Volke mit dem Beinamen „der Pfaffenfreund“ bedacht wurde. In seiner Hofburg, die weit mehr einem Kloster ähnelte als einem Schloss, hörte man stündlich das Geläut von Glocken und durch seinen Palast hallten die Litaneien andächtiger Mönche – und nicht wie in anderen Burgen der Lärm von ritterlichen Spielen und Vergnügungen.
Der Graf versäumte nie eine Messe und nahm, stets mit einer geweihten Wachskerze ausgestattet, an jeder Prozession teil. So hatte er auf eine Entfernung von drei Tagereisen alle heiligen Orte an denen Sündenablass erteilt wurde erpilgert. Dadurch meinte er sein Gewissen rein und unbefleckt zu halten, dass auch nicht der Hauch einer Sünde daran haften konnte. Und trotzdem war keine Zufriedenheit in seinem Herzen, denn seine Ehe war kinderlos. Und das hielt er für eine Strafe des Himmels, die er meinte verdient zu haben, weil seine Gemahlin zu „diesseitig“ lebte.
Die Gräfin grämte sich über diesen frommen Wahn. Zwar betete sie nicht so ausdauernd und andächtig wie ihr Gatte, doch wusste sie nicht, warum sie das Strafgericht der Unfruchtbarkeit verdient haben sollte, da es doch genug lebenslustige Leute gab, die recht viele Kinder hatten. Aber sie bemühte sich, den Himmel, falls ihr Gemahl doch Recht haben sollte, mit Fasten und Kasteien zu versöhnen, aber keine der Bußübungen wollte anschlagen, ihre Taille wurde dadurch immer nur noch schlanker .
Da traf es sich, dass der Dominikaner Albertus Magnus, als er auf das Konzilium nach Lyon zog - um sich dort für die Anerkennung Rudolfs von Habsburg als deutschen König einzusetzen und das Für und Wider einer kirchlichen Ost-Westvereinigung abzuwägen - seinen Weg durch Brabant nahm. Bei Graf Gunderich, der für Gastfreundschaft gegenüber dem Klerus weit bekannt war, suchte er Herberge.
Albertus Magnus war ein sonderbarer Mann, der bei seinen Zeitgenossen einen dreideutigen Ruf hatte, einige hielten ihn für einen Heiligen, andere nannten ihn Schwarzkünstler und Teufelsbanner und noch andere sprachen, er sei keins von beiden, sondern ein hoch gelehrter Philosoph, welcher der Natur alle Geheimnisse abgelauscht hatte.
Es wurden wirklich erstaunliche Dinge über ihn berichtet.
So soll er, als Kaiser Friedrich der Zweite ihn besuchte und eine Probe seiner Kunst zu sehen wünschte, mitten im Januar den Kaiser zu Köln am Rhein auf ein Frühstück in den Klostergarten eingeladen haben. Und dort standen Hyazinthen und Tulpen in voller Blüte, die Obstbäume blühten oder trugen sogar reife Früchte, Nachtigallen und Grasmücken hörte man im Gebüsch und fröhliche Schwalben schwirrten um den Klosterturm, während doch draußen hoher Schnee lag. Als der Kaiser das alles bestaunt hatte, führte Albertus Magnus ihn und seine Höflingen an ein Weintraubenspalier, dass jeder Gast sich eine dicke Traubenrebe abschnitte, wenn er den Startpfiff dazu gäbe. Dann nahm er die Täuschung von ihnen und sie sahen, dass jeder seine eigene Nase gefasst und das Messer angesetzt hatte, sie abzuschneiden. Man sagt, Kaiser Friedrich zeigte Humor und konnte über diesen Schwank so lachen, dass er sich den Bauch halten musste. Solches erzählte man sich über den Dominikaner Albertus Magnus.
Graf Gunderich empfing diesen berühmten Mann mit allen Würden und ließ sich von ihm eine Messe lesen, für die er hundert Goldstücke zahlte.
Die Gräfin wollte ihrem Gemahl nicht nachstehen und ließ sich ebenfalls eine Messe lesen und zahlte ebenso hundert Goldstücke. Dann bat sie den ehrwürdigen Mann ihre Beichte zu hören und offenbarte ihm das Problem ihrer Unfruchtbarkeit. Albertus Magnus zeigte sich so aufmerksam und feinfühlig, so dass sie nach einiger Zeit wunderbar getröstet von ihm hinweg ging.
Der ehrwürdige Dominikaner untersagte seiner Beichttochter dazu noch alles Büßen und Kasteien, schrieb ihrem Herrn und ihr eine reichhaltigere Diät vor und prophezeite, dass sie, noch bevor er vom Konzilium zurückkehren würde, mit Leibesfrucht gesegnet sein würde.
Die Prophezeiung traf ein: bei der Wiederkehr aus Lyon fand Albertus in den Armen der Gräfin ein kleines Fräulein, ganz der Mutter Ebenbild und die Gräfin dankte allen Heiligen, froh die Schmach der Kinderlosigkeit los zu sein.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Richilde
in Erzählfreude-Märchenzauber der E-Buchverlag des Forums 28.07.2011 21:11von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Als nächstes folgt die Chronika der Drei Schwestern, wofür die Illustrationen noch nicht ganz fertig sind , aber bald ...
das Cover steht jetzt fest und wird ein Seriencover..
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Richilde
in Erzählfreude-Märchenzauber der E-Buchverlag des Forums 20.08.2011 20:55von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
mehr über meine Arbeit an den VdD (Volksmärchen der Deutschen) erfährt man hier
www.musensagen.wordpress.com
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Richilde
in Erzählfreude-Märchenzauber der E-Buchverlag des Forums 01.07.2012 07:43von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Leider gilt das Werk als gemeinfrei - trotz der mühseligen Textbearbeitung - und kann deshalb nicht an dem Werbeprogramm teilnehmen, bei dem man die Bücher zeitweise kostenlos stellen kann. Das ist Schade, denn damit könnte ich mehr Aufmerksamkeit für diesen liebenswerten Dicher erzeugen.
zur Zeit steht das Werk im Amazon Bestseller-Rang:
#32.279 Bezahlt in Kindle-Shop (Siehe Top 100 Bezahlt in Kindle-Shop)
Nr. 73 in Kindle-Shop > eBooks > Belletristik > Märchen, Sagen & Legenden
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Richilde
in Erzählfreude-Märchenzauber der E-Buchverlag des Forums 06.07.2012 09:54von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
zur Zeit hat es drei Rezensionen, ich wünschte natürlich noch gaaanz viel mehr,und möglichst so freundlich wie die hier, Musäus hat es einfach verdient:
5.0 von 5 Sternen Beeindruckend, 4. Juli 2011
Von ADAM (NRW) - Alle meine Rezensionen ansehen
Von Amazon bestätigter Kauf(Was ist das?)
Rezension bezieht sich auf: Richilde (Volksmärchen der Deutschen) (Kindle Edition)
Die Covergestaltung hatte mich angesprochen und dann wurde ich neugierig zu erfahren, was unter einer 'schonenden Bearbeitung' zu verstehen sein könnte. Ich hasse diese Mode, Märchen zusammenzustreichen und bis zur Beliebigkeit zu vereinfachen, wie bei vielen No-Name-Verlagen zu entdecken. Desto angenehmer wurde ich überrascht, denn der Redaktion ist wirklich gelungen, was die Kurzbeschreibung verspricht. Der Leser hat Freude an der Fabulierfreude und dem freundlich ironischen Blick auf menschliche Eigenschaften des Musäus und doch wurde der Text heutigen Leseanforderungen angepasst.
Wenn ich nur den ersten Satz betrachte, hieß es doch bei Musäus ursprünglich:
Gunderich der Pfaffenfreund, Graf von Brabant, lebte um die Zeit der Kreuzzüge mit so exemplarischer Frömmigkeit, dass er den Namen des Heiligen so gut verdient hätte, als Kaiser Heinrich der Hinker; seine Hofburg sah einem Kloster ähnlich, man hörte da keine Sporen klirren, keine Rosse wiehern, keine Waffen rauschen, aber die Litaneien andächtiger Mönche und das Geklingel der Silberglocken tönten ohne Unterlass durch die Hallen seines Palastes.
So heißt es hier weit lesefreundlicher:
Damals, zur Zeit der Kreuzzüge, herrschte Graf Gunderich über Brabant. Er war ein erstaunlich betfreudiger Mann; weshalb er vom Volke mit dem Beinamen 'der Pfaffenfreund' bedacht wurde. In seiner Hofburg, die weit mehr einem Kloster ähnelte als einem Schloss, hörte man stündlich das Geläut von Glocken und durch seinen Palast hallten die Litaneien andächtiger Mönche ' und nicht wie in anderen Burgen der Lärm von ritterlichen Spielen und Vergnügungen.
Für mein Empfinden sehr gelungen, das schöne Märchen ist nun angenehm zu lesen und bleibt trotzdem 'ganz Musäus'.
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3 von 3 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich
5.0 von 5 Sternen öfter mal aufgelacht beim Lesen, 30. Juli 2011
Von Goldelsens Tochter (Spreeathen) - Alle meine Rezensionen ansehen
Rezension bezieht sich auf: Richilde (Die schönsten Märchen aus der Sammlung Volksmärchen der Deutschen) (Kindle Edition)
Bei Lesen des Märchens hatte ich viel Spass gehabt und wirklich wurde nicht zuviel versprochen, ein augenzwinkernder Blick auf menschliche Eigenschaften, die noch immer so sind wie sie damals waren. Köstlich die Abhandlung über die Ärzteschaft, aber auch in der Beschreibung der Wünsche pubertärer Mädchen konnte ich viel Gegenwärtiges entdecken.
Die Bilder passen ja so, als wären sie für das Märchen gemacht worden, aber es wäre ohne Illustrationen nicht weniger Lesevergnügen gewesen, kurzum, rundum gelungen, da will ich über den kleinen Zahlenfehler im Vorwort kein böses Wort verlieren.
Sollte es noch mehr Musäus-Märchenzauber geben, kauf ich den auch noch!
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2 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich
5.0 von 5 Sternen Schneewittchen mal anders, 15. Dezember 2011
Von Schwyzer Schoggichäfer - Alle meine Rezensionen ansehen
Von Amazon bestätigter Kauf(Was ist das?)
Rezension bezieht sich auf: Richilde (Die schönsten Märchen aus der Sammlung Volksmärchen der Deutschen) (Kindle Edition)
Sehr sorgfältige, respektvolle Bearbeitung. Das wunderbar "entstaubte" Werk war für mich wahres Lesevergnügen. Ich wünsche der Herausgeberin die Aufmerksamkeit, die diese Arbeit verdient. Herr Musäus hätte bestimmt auch seine Freude daran.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
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