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Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 30.07.2010 07:53von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
eine Einschätzung von Heinrich Antz ...
Sehr dankbar bin ich für dieses Zitat, das meine ambivalente Haltung gegen Andersenmärchen etwas mildert.
Zitat
der berühmte dänische Literaturkritiker Georg Brandes in der deutschen Version seines Andersen-Essays von 1900: "Unmöglich ihn in einer fremden Sprache wiederzugeben [..]. Wie viele Wendungen sind völlig unübersetzbar. Wie viele Witze und Scherze müssen da unterwegs verloren gehen […]. Für den Fremden dürften sonach besonders diejenigen Märchen darunter leiden, in denen Andersens Humor, der so fein und wohltuend ist, sich auf Kosten seiner mitunter etwas peinlich berührenden Empfindsamkeit geltend macht"(Brandes 1902: 120).
Hier der Artikel:
i http://www.skandinavistik.uni-freiburg.d.../Maerchen/Anz2.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 09.08.2010 11:09von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 09.08.2010 12:47von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
sagen wir, es schimmert von seiner Ironie noch etliches durch...
Andersen ist ja Deine Nr. Eins, wenn ich mich recht erinnere. So wie meine die Grimmis sind.
Ich finde zwar viele der andersenschen Sachen richtig, richtig gut, saugut sozusagen, mag ihn aber manchmal nicht so sehr. Däumelinchen zum Beispiel hat für mich etwas von der erwähnten peinlich berührenden Empfindsamkeit. Müsste man mal selbst gucken, inwieweit das durch eine Neuinterpretation zu mildern ist, steckt ja voller liebenswerte Passagen.
Dafür sind andere Arbeiten - die Schneekönigin zum Beispiel aber auch Fliedermütterchen - einfach grandios, unvergleichbar.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 11:01von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
Es ist schade, dass nur seine "romantischen" Märchen im Fokus stehen. Dadurch ist auch der Aspekt des hypersensiblen leicht tuntigen Dandys überbetont worden. Andere Märchen wie Der grosse und der kleine Klaus, Das Feuerzeug, Tölpelhans zeigen auch einen anderen Andersen- die derbe, lebensnahe und kämpferische Seite eines Mannes, der es von ganz umnten nach ganz oben schafft.
Ich denke, Andersen war beides- das hässliche Entlein, das zum Schwan wurde, aber auch der Tölpelhans, der mit einem Ziegenbock, einem schlammigen Holzschuh, einer toten Krähe und einer guten Portion Mutterwitz die Prinzessin erorbert.
Vielleicht war es auch die Schwierigkeit, diese beiden Seiten zu vereinen, die ihn manchmal an die Grenze des Psychotischen brachte.
[ Editiert von Allerleirauh am 10.08.10 11:01 ]
Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.
Hans Christian Andersen
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 13:15von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
naja, ist auch eine Frage der Interpretation, wenn man ihn sich intensiv erarbeitet, samt Auseinandersetzung mit seiner Biografie wird man nicht in diesen betulichen Märchenton verfallen, der so grässlich ist - und dem man es wohl zu verdanken hat, dass es etliche Menschen gibt, die meinen, dass Märchen nichts für sie sind.
Sag mal, hast Du eigentlich schon die Neuübersetzung von 1001 Nacht gelesen? Also, gibts wohl schon seit zwei Jahren ...
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 13:47von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
Du meinst die von Claudia Ott?
http://www.tausendundeine-nacht.com/daswerk.html
Daraus habe ich hier mal ein Gedicht gepostet.
die habe ich zu Hause. Wenn du möchtest, kann ich sie dir eine Weile leihen.
Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.
Hans Christian Andersen
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 13:50von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
Zu Andersen- "erarbeite" dir mal den Satz:
Nimmt sie mich, so nimmt sie mich. Nimmt sie mich nicht, so nehme ich sie!
So richtig schön niedlich und kindgerecht.
Das Faszinierende bei Andersen ist, dass man ihn als den Kunstmärchenautor per se ansieht, dass aber gerade bei ihm in Thematik und Sprache die Volkserzählung durchscheint.
Vergleiche seine werke mal mit anderen typischen Kunstmärchen von Goethe über Platen, Wilde bis zum deutsch- biederen Reinicke.
[ Editiert von Allerleirauh am 10.08.10 13:50 ]
[ Editiert von Allerleirauh am 10.08.10 13:56 ]
Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.
Hans Christian Andersen
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 16:44von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Ja, die meinte ich - aber borgen will ich lieber nicht, bei solchen Büchern tue ich mich schwer mit dem zurückgeben. Aber 1001fachen Dank für das freundliche Angebot.Ich will es mir kaufen bzw.schenken lassen. Welches hast Du, die gebundene Ausgabe oder das Taschenbuch? Die Taschenbuchausgabe scheint mir für unsere Zwecke nicht so angebracht zu sein. So dick ist das schwer mit zu arbeiten ohne es zu beschädigen.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 10.08.2010 21:52von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
Ich hatte mir damals das Taschenbuch geholt. Obwohl dtv vergleichsweise gut binden lässt- das Buch bleibt an fast jeder Stelle aufgeschlagen auf der Hand- wird das Hardcover robuster sein.
Ich weiss es aber nicht sicher. Teilweise wird heutzutage sogar beim Binden von Hardcovern geschlampt. Sicher bist du nur beim privaten Buchbinder, das sind aber noch mal saftige Aufpreise. Adressen bekommst du über Bibliotheken.
Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.
Hans Christian Andersen
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 11.08.2010 22:25von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
ja, da hast Du recht - ist zwar schon ewig her, dass ich in Bibliotheken arbeitete, aber deren Buchbinder waren wahre Meister des Fachs...
aber Handwerk hat seinen Preis - das Buch mit Hardcover liegt bei 30 € - ist zwar sein Geld Wert, aber das muss aber auch erst verdient und versteuert werden bevor es ausgegeben werden kann
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 12.08.2010 13:16von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 15.08.2010 22:04von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 16.08.2010 20:55von Leselust • | 2.098 Beiträge | 2098 Punkte
Zu der hinreißenden Neuübersetzung von 1001 Nacht: Ich durfte aus dem Buch mal vorlesen - und hatte die gebundene Version in der Hand. Sehr teuer und sehr edel, hervorragend verarbeitet.
Zu Andersen: Es gibt noch die dritte Seite - die ich gar nicht mag: den pietistisch-frömmlerischen Andersen, der ein Mädchen in die Hölle kommen läßt, weil sie ein bißchen eitel ist. Da kann er richtig ärgerlich sein.
Aus dem schwarzhumorigen, derben Andersen mein Lieblingssatz: der Kleine Klaus bittet um irgendwelche Hilfe mit dem Argument "Sonst schlagen sie mir den Kopf ab, und das ist so ekelhaft."
... und das ist so ekelhaft... ich fand die Stelle schon als Kind zum Kugeln gut. Leider wird sie aus den für die Jugend bearbeiteten Fassungen meist herausgestrichen.
Und noch etwas - Reineke ist ja wohl alles andere als betulich! Die böseste, derbste Satire, die ich kenne - und das in meisterhafter Sprache. Oder meinste was anderes?
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 17.08.2010 13:26von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
RE: Einschätzung der Andersenschen Erzählkunst
in Andersenmärchen 17.08.2010 13:30von Allerleirauh • | 91 Beiträge | 143 Punkte
"Zu Andersen: Es gibt noch die dritte Seite - die ich gar nicht mag: den pietistisch-frömmlerischen Andersen, der ein Mädchen in die Hölle kommen läßt, weil sie ein bißchen eitel ist. Da kann er richtig ärgerlich sein."
Pietistisch ist das nicht, bei Andersen findest du eher eine allgemeine Gottesfurcht, bei der das eigene Tun den Ausschlag gibt, ein Vergelten guter und schlechter Werke. Bestenfalls also leichte Parallelen zum Methodismus, da aind aber keine direkten Beziehungen zu Andersen bekannt.
[ Editiert von Allerleirauh am 17.08.10 13:31 ]
Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.
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