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Das Märchen vom Zauberer Och
RE: Das Märchen vom Zauberer Och
in russische und georgische Märchen 02.11.2006 10:22von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Das Märchen vom Zauberer Och
(ukrainisches Märchen)
Ein armer Bauer hatte einen Sohn, der hieß Wanja. Wanja hatte keine Lust etwas zu lernen.
„Wenn du nicht lernen willst, so musst du in die Welt hinaus auf Wanderschaft. Ich führe dich durch den Wald und dann ade,“ sagte der Vater. Wanja nickte und packte gleich seine Siebensachen in den Ranzen. Dann machten sie sich auf den Weg. Sie gingen und gingen….
Als sie in den Wald kamen, wurde der Vater müde. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und sprach vor sich hin: „Och, tun mir die Füße weh!“ Kaum hatte er dies gesagt, da stand ein vornehmer Fremder vor ihm, der hatte schwarze Haare, einen schwarzen Bart und war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. „Warum hast du mich gerufen?“ fragte er. „ Ich, ich habe dich doch gar nicht gerufen, ich habe nur geseufzt: Och tun mir die Füße weh.“ antwortete der Vater.
„ Na siehst du“ sagte der Fremde „ich bin Och!“
Der Vater entschuldigte sich. Der Fremde nickte und fragte „Wohin geht ihr?“ Da erzählte der Vater, dass Wanja in der Welt ein Handwerk erlernen solle, und der Schwarze sagte: „Dein Wanja kann bei mir in die Lehre gehen.“ Der Vater war sogleich einverstanden und er fragte nicht einmal, welches Handwerk denn sein Sohn lernen sollte.
Wanja hatte auch nichts einzuwenden. Er dachte bei sich: „Das ist sicher ein einträgliches Handwerk. Aus mir könnte auch so ein vornehmer Herr werden wie der Fremde.“ „Komm in einem Jahr an diese Stelle und rufe mich“ sagte der Och beim Abschied zum Vater. “In einem Jahr hat dein Sohn ausgelernt und ich gebe ihn dir zurück.“
Der Vater ging nach Hause und war froh, weil er doch noch einen Lehrmeister für Wanja gefunden hatte.
Als das Jahr um war, ging der Vater wieder in den Wald. Er rief: „Och!“ Da stand auch schon der Och vor ihm, als hätte er ihn erwartet. Der Och führte den Vater tief in den Wald hinein, bis sie an eine Lichtung kamen. Dort grasten zwölf Hasen. „Einer von denen ist dein Wanja“ sagte der Och „wenn du ihn erkennst, so ist er dein, wenn nicht, so musst du in einem Jahr wiederkommen.“
Der Vater erschrak als er erkannte, dass er Wanja einem Zauberer anvertraut hatte. Er wollte seinen Sohn so gerne erlösen und so zeigte er auf einen Hasen. Der Och schüttelte den Kopf und sagte: „Das ist nicht dein Sohn, komme in einem Jahr wieder.“
Traurig kehrte der Vater nach Hause zurück.
Als das Jahr um war, ging der Vater wieder in den Wald. Der Och erwartete ihn schon. Er führte ihn wieder tief in den Wald hinein
auf die Lichtung. Diesmal liefen dort zwölf Rebhühner herum. „Erkennst du deinen Sohn?“ fragte der Och. Der Vater zeigte auf das falsche Rebhuhn. „So komm in einem Jahr wieder“ sprach der Och „Wenn du deinen Sohn auch dann nicht erkennst, so wirst du ihn nie mehr wiedersehen.“ Traurig machte sich der Vater auf den Heimweg. Da kam ihm ein Rebhuhn nachgeflogen. „Vater“ rief es. „Vater, das bin ich, Wanja. Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Ich will dir sagen, wie du mich erlösen kannst. Wenn du im nächsten Jahr wiederkommst, so wirst du mich unter zwölf Hengsten herausfinden müssen. Ich bin dann der dritte von links.“ Der Vater freute sich.
Als das Jahr um war, ging der Vater wieder in den Wald. „Och“ rief er und der Och erschien und sprach:“ Denk daran, heute rätst du das letzte Mal.“ Und wieder führte der den Vater tief in den Wald hinein auf die Lichtung. Dort standen zwölf Hengste. „Nun, welcher von diesen ist dein Wanja?“ fragte der Och. Der Vater hatte sich wohl gemerkt, was sein Sohn ihm gesagt hatte. Er zeigte auf den dritten von links. „Du hast es erraten“ sagte der Och zornig. Da verwandelte sich der Hengst wieder in Wanja. “Merke dir eins Wanja“, sagte der Och, „ wenn du das Geringste von dem zeigst, was du bei mir gelernt hast, bevor ihr zu Hause seid, so ergeht es dir schlecht.“ Dann lies er beide gehen. „Sag Wanja“, fragte der Vater seinen Sohn auf dem Heimweg, “was hast du denn in den drei Jahren gelernt?“ „Das wirst du schon noch sehen!“ sagte Wanja.
Endlich kamen sie aus dem Wald und gingen in die Stadt. Da war gerade Markttag und Wanja sprach zum Vater: “ Jetzt zeig ich dir, was ich gelernt habe. Ich werde mich in einen schwarzen Hengst verwandeln und du wirst mich für tausend Rubel verkaufen. Hab keine Angst, ich komm schon wieder zurück. Doch merke dir, die Zügel, die darfst du nicht verkaufen, die musst du behalten.“ Der Vater erschrak. „ Denk doch daran, was der Och gesagt hat. Bevor wir zu Hause sind darfst du nichts von dem zeigen, was du bei ihm gelernt hast.“ „ Ha, vor dem Och habe ich keine Angst, was der kann, kann ich schon lange!“
Und schon stand ein schwarzer Hengst vor dem Vater. Die Leute kamen herbeigelaufen, denn so einen schönen Hengst hatten sie noch nie gesehen. Doch tausend Rubel, soviel Geld hatten sie nicht.
Da kam ein Zigeuner daher und sprach: „Ein herrlicher Hengst, der ist seine tausend Rubel wert!“ Und gleich zählte er dem Vater die tausend Rubel auf die Hand. „Nur der Hengst kostet tausend Rubel, die Zügel gehören nicht dazu!“ sprach der Vater. „Wer hat je gesehen, dass ein Pferd ohne Zügel verkauft wird?!“ wunderte sich der Zigeuner.“ Gut, ich will dir noch tausend Rubel geben, wenn du mir auch die Zügel verkaufst. Denn wie soll ich das Pferd ohne Zügel heimführen?“ Der Vater wusste nicht, wie ihm geschah. So viel Geld hatte er im leben nicht besessen. Und so verkaufte er den Hengst und die Zügel.
Der Zigeuner lachte. Er sprang auf das Pferd und schon flog er dahin wie auf Windes Flügeln. Der Zigeuner, das war der Zauberer Och. Der hatte Wanja nun wieder in seiner Gewalt. Wanja wusste, dass es schlecht um ihn stand. Doch er hatte drei Jahre gut gelernt. Er verwandelte sich vom Hengst in eine Taube und flog auf die väterliche Hütte zu. Der Och aber verwandelte sich in einen Habicht. Der stieß auf die Taube herab. Doch die Taube war auf einmal verschwunden. Erbsenkörner fielen auf die Erde herab. Da verwandelte sich der Habicht in einen Hahn. Der pickte eine Erbse nach der anderen auf. Der Hahn hatte aber nicht gemerkt, dass eine der Erbsen unter den Fuß eines Mädchens gerollt war. Da verwandelte sich die Erbse in einen Ring, den hob das Mädchen auf. Der Hahn suchte und suchte, denn er wusste, dass noch eine Erbse fehlte. Der Ring sprang dem Mädchen aus der Hand und verwandelte sich in einen Wolf. Der Wolf sprang auf den Hahn zu und biss ihn tot. Dann lief der Wolf davon. Wie freute sich der Vater, dass alles gut ausgegangen war. Er lief schnell nach Hause. Dort saß Wanja bei der Mutter in der Küche. Sie tranken Tee und aßen Pirogen. Der Vater sagte: Wanja, ich sehe, du hast gut gelernt. Doch das beste ist, du vergisst alles wieder. Ich habe zweitausend Rubel und die reichen bis an unser Lebensende.
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