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RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 06.07.2005 11:23von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Kunstmärchen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kunstmärchen sind literarisch konzipiert und daher in der Regel umfangreicher und komplizierter als Volksmärchen, von denen sie Stil, Themen und Elemente übernehmen. Märchen in Romanform werden heute oft zur literarischen Gattung des Fantasy gezählt.
Vergleich zum Volksmärchen
Wie Märchen im Allgemeinen nehmen auch Kunstmärchen selten konkret Bezug auf den Ort oder die Zeit der Handlung. Personen werden nicht notwendigerweise mit Namen, sondern durch ihre Eigenschaft (Ritter, Fee, Prinzessin) benannt. Daneben besitzen sie auch eine eindimensionale Erzählform und eine Typisierung. Weiter sind Schwarz-Weiß-Malerei und eine Moral sowie übernatürliche oder irrationale Elemente kennzeichnend.
Das Kunstmärchen kann als eine Form des traditionellen Volksmärchens verstanden werden. Von diesem weicht es etwa durch ein nicht immer glückliches Ende ab. Auch die Verwendung von Metaphern ist im Kunstmärchen eher häufiger anzutreffen.
Weiterhin sind detaillierte Beschreibungen von Figuren und Ereignissen charakteristisch.
Außerdem ist beim Volksmärchen in der Regel kein Autor zu benennen, da es mündlich weitergegeben wird. Ein Kunstmärchen zeichnet sich dadurch aus, daß es einem konkreten Autor zuzuordnen ist.
Kunstmärchendichter
In Deutschland beginnt die Geschichte des Kunstmärchens - nach Vorbereitung durch Christoph Martin Wieland und Goethe - in der Romantik mit Ludwig Tieck (Der Runenberg) und Novalis (Atlantismärchen in Heinrich von Ofterdingen). Clemens Brentano verfasste Märchen wie Gockel, Hinkel und Gackeleia. Auch Wilhelm Hauff machte sich als Verfasser zahlreicher Märchen wie Kalif Storch oder Zwerg Nase einen Namen.
Einer der bekanntesten Schriftsteller, der Märchen literarisch konzipiert hat, ist der Däne Hans Christian Andersen: z.B. "Des Kaisers neue Kleider" oder "Die Prinzessin auf der Erbse". Daneben ist The Happy Prince and Other Stories von Oscar Wilde bekannt.
Im 20. Jahrhundert wurde Manfred Kyber durch seine Tiermärchen bekannt, Hermann Hesse schrieb oft satirische Märchen.
Die scheinbare Ausblendung der äußeren Wirklichkeit im Kunstmärchen ermöglicht es, sozialkritische Inhalte zu transportieren, z.B. in Goethes Märchen (1795) die symbolisch vermittelte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im nachrevolutionären Frankreich und in Gerhart Hauptmanns Märchen (1941) an Rassenhygiene und der nationalsozialistischen 'Euthanasie' (Aktion T4).
Das Kunstmärchen kann sich zum Märchenroman oder zur Märchenoper auswachsen. Diese längere Form hat sich seit der Popularisierung der Fantasyliteratur zu einem verbreiteten Genre entwickelt.
[ Editiert von Administrator Gemini am 12.03.08 16:10 ]
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 06.07.2005 11:32von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Kunstmärchen sind lesend ein Hochgenuss, da in ihnen aber die Handschrift des Verfassers zu erkennen ist,die nicht immer beim Satzbau die Atemtechnik des Erzählers berücksichtigt, müssen sie häufig überarbeitet werden, um "mundgerecht" erzählt werden zu können. Jedenfalls geht mir das so bei meinem Lieblingsautor Oskar Wilde.
Neben den Märchen von Wilde liebe ich von Gottfried Keller "Spiegel das Kätzchen" ganz außerordentlich.
Des weiteren schätze ich die Märchen von Hans Fallada und Friedrich Wolf sehr, hier besonders dieses Märchen.
Gemini
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 09.03.2008 10:13von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Das Kunstmärchen - was ist das?
von Dr. Paul-W. Wührl
Das Kunstmärchen gibt es nicht!- Es gibt phantastische Novellen, Legendenmärchen, Phantasiestücke,
Novellenmärchen, Märchenromane, Wahnsinnsmärchen, Naturmärchen usw.usw. Philologenphantasie
erfand immer neue untaugliche Etiketten, und fast jeder einschlägige Doktorand sah sich bemüßigt, den
glitschigen Begriff „Kunstmärchen“ endlich dingfest zu machen. – Alles vergeblich!...
Hier eine interessante sechsseitige Abhandlung über den Begriff Kunstmärchen
http://www.kunstmaerchen.de/content/pdf/...hen-Begriff.pdf
[ Editiert von Administrator Gemini am 09.03.08 10:15 ]
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 13.07.2008 23:28von Mondheld • | 37 Beiträge | 37 Punkte
Liebe Bettina,
ich bevorzuge den Begriff "Autorenmärchen", denn ob ein Märchen oder eine märchenhafte Geschichte nun "Kunst" ist oder "künstlich" ist oder eben nicht, weiß ich nicht... Und selbst viele "Volksmärchen" sind bei genauer Analyse Autorenmärchen. Dies gilt insbesondere für die Standard-"Volksmärchen" der Brüder Grimm. Seit den Brüdern Grimm nimmt z.B. die Formelhaftigkeit der Märchen (z.B. "es war einmal..." oder "... und wenn sie nicht gestorben sind...") dramatisch zu. Da sind/waren Autoren am Werk! Sie gestalten nach eigenem Gutdünken Märchen - das sind dann Kunst- oder Autorenmärchen...
Ein wirkliches Volksmärchen geht von Mund zu Ohr und von Ohr zu Mund. Jedesmal wenn dazwischen ein Stück Papier liegt, auf das einer schreibt und ein anderer liest, ist aus dem "Volksmärchen" ein "Kunstmärchen" geworden.
Einige Leute in der EMG machen sich über die "Kunst ein Märchen kunstlos zu erzählen" Gedanken...
eine interessante Idee - finde ich...
Christoph
die werden schon erstaunt geboren...
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 14.07.2008 06:15von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Hallo Christoph, schön Dich zu lesen! Ähnliches hatte ich auf meiner Homepage auch geschrieben
Leselust und ich, wir hatten im Frühjahr eine Märchenveranstaltung für Erwachsene gemacht"Liebe und Liebespaare im Märchen". Um es ein bisschen aufzupeppen, haben wir das polarisierend aufgezogen. Sie las Literaturmärchen (Andersen), ich erzählte diverse Volksmärchen und zwischendurch haben wir etwas gestichelt, wessen "Favorit" nun besser wäre.
Uns hat es Spass gemacht und unserem (überschaubaren) Publikum samt den Kellnern auch.
Hast Du ein Problem mit einem formelhaftem Anfang eines Märchens?
Ich nicht. Ich finde, er dient zur Einstimmung. Hat was von einem Ritual.
Ganz abgesehen davon, dass die Grimms auch andere Märchenanfänge kannten.
(Du merkst, die Grimms sind und bleiben mein fantastisches Duo )
Ich kann mich noch gut erinnern an das "komische" Gefühl, wenn mir eines vorgelesen wurde, dass nicht den erwarteten Anfang hatte; "Es war einmal" ging mir über alles.
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 14.07.2008 08:32von Mondheld • | 37 Beiträge | 37 Punkte
Liebe Bettina,
"ein Problem" ist zuviel gesagt. Ich habe für eine Vortrag über Märchen es ausgezählt und war völlig erstaunt, wie selten es bei den späten Grimms war, wie viel seltener es bei den frühen war. Wie häufig es dann in der Folge wurde. Das auch in meinem Bewusstsein vorhandene "Jedes Märchen fängt mit es war einmal an" wurde nachhaltig "gekränkt".
Seither nehme ich gerade diesen Punkt um zu zeigen, wie unsere "Wahrnehmung" von Märchen häufig nichts bzw. wenig mit den Märchen zu tun hat.
Die Idee mit dem Kontrastieren ist gut. Muss ich mir mal merken ;-)
Christoph
die werden schon erstaunt geboren...
RE: Def. Kunstmärchen
in Unterschied Volks- und Kunstmärchen 14.07.2008 09:37von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Zitat
Ich habe für eine Vortrag über Märchen es ausgezählt ...
Das nenne ich aber präzises Arbeiten ! Hast Du den Vortrag noch?
Zitat
Die Idee mit dem Kontrastieren ist gut. Muss ich mir mal merken ;-)
Na, da sind wir doch schon ganz dicht an meiner Gründeridee, das Forum als Austauschmedium für Märchenerzähler, Märchenschreiber...
Liebe Grüße
Bettina
Rezitante und Musäusfan-ny
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