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RE: Nr.141 Das Lämmchen und das Fischchen

in Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 24.05.2007 11:32
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

Gebrüder Grimm
Das Lämmchen und Fischchen

Es war einmal ein Brüderchen und Schwesterchen, die hatten sich herzlich lieb. Ihre rechte Mutter war aber tot, und sie hatten eine Stiefmutter, die war ihnen nicht gut und tat ihnen heimlich alles Leid an. Es trug sich zu, daß die zwei mit andern Kindern auf einer Wiese vor dem Haus spielten, und an der Wiese war ein Teich, der ging bis an die eine Seite vom Haus. Die Kinder liefen da herum, kriegten sich und spielten Abzählens:


'Eneke, Beneke, lat mi liewen,
will di ock min Vügelken giewen.
Vügelken sall mi Strau söken,
Serau will ick den Köseken giewen,
Köseken sall mie Melk giewen,
Melk will ich den Bäcker giewen,
Bäcker sall mie 'n Kocken backen,
Kocken will ick den Kätken giewen,
Kätken sall mie Müse fangen,
Müse will ick in 'n Rauck hangen
un will se anschnien.'


Dabei standen sie in einem Kreis, und auf welchen nun das Wort 'anschnien' fiel, der mußte fortlaufen, und die anderen liefen ihm nach und fingen ihn. Wie sie so fröhlich dahinsprangen, sahs die Stiefmutter vom Fenster mit an und ärgerte sich. Weil sie aber Hexenkünste verstand, so verwünschte sie beide, das Brüderchen in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen ging auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an. So ging eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloß. Die falsche Stiefmutter dachte 'jetzt ist die Gelegenheit gut,' rief den Koch und sprach zu ihm 'geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.' Da ging der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte, wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. Da rief das Lämmchen hinab

'ach Brüderchen im tiefen See,
wie tut mir doch mein Herz so weh!
der Koch, der wetzt das Messer,
will mir mein Herz durchstechen.'


Das Fischchen antwortete

'ach Schwesterchen in der Höh,
wie tut mir doch mein Herz so weh
in dieser tiefen See!'


Wie der Koch hörte, daß das Lämmchen sprechen konnte um! so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrak er und dachte, es müßte kein natürliches Lämmchen sein, sondern wäre von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er 'sei ruhig, ich will dich nicht schlachten,' nahm ein anderes Tier und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles, was er gesehen und gehört hatte. Die Bäuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, vermutete gleich, wers sein würde, und ging mit ihm zu einer weisen Frau. Da sprach die weise Frau einen Segen über das Lämmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wiederbekamen, und danach führte sie beide in einen großen Wald in ein klein Häuschen wo sie einsam, aber zufrieden und glücklich lebten.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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#2

RE: Nr.141 Das Lämmchen und das Fischchen

in Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 24.10.2008 13:42
von Gemini | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte

Das Lämmchen und Fischchen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Das Lämmchen und Fischchen ist ein Märchen (Typ 450 nach Aarne und Thompson), das in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 141 enthalten ist (KHM 141).


Inhalt

Brüderchen und Schwesterchen lieben sich, aber ihre Schwiegermutter ist böse. Als sie mit anderen Kindern Fangen spielen, verwandelt sie sie in ein Lämmchen und ein Fischchen. Als nach langer Zeit Gäste aufs Schloss kommen, lässt sie den Koch das Lämmchen schlachten. Doch das Fischchen schwimmt mit vor die Küche und hält mit dem Lämmchen traurig Zwiegespräch. Der Koch erschrickt, schlachtet ein anderes Tier und bringt das Lämmchen zu einer guten Bäuerin. Die war die Amme der Kinder. Sie führt sie zu einer weisen Frau, die sie segnet, dass sie wieder Menschen sind, und in ein einsames Waldhäuschen führt. Da sind sie einsam, aber glücklich.

Vgl. KHM 11 Brüderchen und Schwesterchen

Sprache

Der Abzählvers der Kinder ist im Dialekt abgedruckt:

„Eneke, Beneke, lat mi liewen, (Ene, mene, lass mich leben,)
will di ock min Vügelken giewen. (will dir auch mein Vögelchen geben.)
Vügelken sall mi Strau söken, (Vögelchen soll mir Stroh suchen,)
Strau will ick den Köseken giewen, (Stroh will ich den Kühchen geben,)
Köseken sall mie Melk giewen, (Kühchen soll mir Milch geben,)
Melk will ich den Bäcker giewen, (Milch will ich dem Bäcker geben,)
Bäcker sall mie 'n Kocken backen, (Bäcker soll mir 'n Kuchen backen,)
Kocken will ick den Kätken giewen, (Kuchen will ich den Kätzchen geben,)
Kätken sall mie Müse fangen, (Kätzchen soll mir Mäuse fangen,)
Müse will ick in 'n Rauck hangen (Mäuse will ich in 'n Rauch hängen)
un will se anschnien.“ (und will sie anschneiden.)

Das Gespräch zwischen Lämmchen und Fischchen lautet (wie der Rest des Textes auf hochdeutsch):

„ach Brüderchen im tiefen See,
wie tut mir doch mein Herz so weh!
der Koch, der wetzt das Messer,
will mir mein Herz durchstechen.“

„ach Schwesterchen in der Höh,
wie tut mir doch mein Herz so weh
in dieser tiefen See!“

Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen seit dem zweiten Teil der Erstauflage 1815 (da Nr. 55) an Stelle 141 enthalten. Die Anmerkungen notieren Aus dem Fürstenthum Lippe (Marianne von Haxthausen) und berichten das nur unscharf erinnerte Ende: Die Stiefmutter lässt den Koch auch das Fischchen töten, der sie aber wieder täuscht. Der Vater bestraft sie. Sie vergleichen KHM 135 Die weiße und die schwarze Braut mit Anmerkung und bzgl. des Abzählverses das Lied der Gräfin von Orlamünde in Des Knaben Wunderhorn.


Liebe Grüße
Bettina

Rezitante und Musäusfan-ny
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