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RE: Dornröschen
in der reale Hintergrund eines Märchens 02.04.2006 14:24von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
auch eine Möglichkeit, dieses Märchen zu interpretieren, habe ich auf einer Matriachatseite gefunden hier
Zitat
Du kannst dich doch sicher an die Taufe von Dornröschen erinnern? Da kamen die zwölf eingeladenen Feen und jede sagte ihren Wunsch für das kleine Mädchen.
"Ich wünsche dir Wohlstand, ich wünsche dir Tugend, ich wünsche dir Schönheit" usw.
Na ja, patriarchale Wünsche für eine Frau. Auch Feen müssen sich bisweilen den Herrschenden unterordnen. Aber die 13. nicht, die hatte Wut im Bauch! Sie kam zur Tür reingefegt, tat ihren Wunsch, und verschwand: "Mit 15 Jahren sollst du dich an einer Spindel stechen und tot umfallen."
Leider hatte die zwölfte Fee noch ihren Wunsch frei, sonst wäre diese kleine Amazone in der Wiege für die Männer verloren gewesen. Wieso?
Ach du kennst die Symbolik nicht?
Wenn sich ein heranwachsendes Mädchen an einer Spindel sticht, dann blutet es. Wir Frauen stechen uns alle an einer Spindel - bildlich gesprochen. Der wichtige Teil in dem Wunsch ist aber: ...wenn deine Sexualität erwacht, wenn du Frau wirst, dann sollst du als solche "tot" umfallen. Nicht sterben, sondern im patriarchalen Sinn tot. Für Männer nicht verfügbar, aber für Frauen.
Warum glaubst du, werden lesbische Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft totgeschwiegen? Kommen in keiner Statistik vor? Sie haben sich aus dem Männersystem ausgeklinkt, mann hat keinen Zugriff.
Uninteressant - ja GEFÄHRLICH!
Unser Dornröschen wäre also fast lesbisch geworden oder eine Emanze, jedenfalls nicht männerhörig. Wenn die zwölfte Fee nicht so angepasst gewesen wäre und den Wunsch in die gewünschte Richtung gedreht hätte. (Schließlich war sie beim Herrscher zum Essen eingeladen, und streckte ihre Füße unter seinen Tisch ...)
"Ein hundertjähriger, tiefer Schlaf" hieß es dann. Ein ganz alltäglicher Wunsch. Wir bekommen ihn alle mit auf den Weg, er ist bei einem Mädchen genauso üblich wie der für Tugend und Schönheit.
Und wundert es euch dann, wenn die Frauen verpennt durch Leben gehen? Immerzu träumend? Vom Prinz, der ihnen Glück und Freude und Liebe und alles das bringt, was die linientreuen Feen ihnen NICHT gewünscht haben.
Aber Dornröschen hatte einen Vorteil, den die meisten Frauen in unserer Gesellschaft nicht haben.
Sie stieg also, wie wir von den Brüdern Grimm wissen, an ihrem 15. Geburtstag in das kleine Turmzimmer hinauf und fand dort die Alte, die mit dem Spinnrad. Und diese Alte hatte Zeit und Dornröschen auch.
Aber was jetzt kam, verschwiegen die Grimm'schen Brüder (wahrscheinlich hatten sie ohnehin keine Ahnung davon). Denn eine solche Begegnung, die in anderen Ländern vor der ersten Menstruation absichtlich herbeigeführt wird, prägt eine Frau für immer. Die Weise Alte erzählt der Jungen, was sie als Frau wissen muss. Alles. Und dann erst berührte das Mädchen die Spindel!
Und der Wunsch der zwölften Fee nahm seinen Lauf. Die junge Frau dämmerte im Schloss abgeschottet vor sich hin. Bis dann dieser Typ kam und sie küsste. Na, da wurde sie aber hellwach! Den sollte sie heiraten? So leben wie ihre Mutter mit ihrem Vater? Nein, danke. Sie erinnerte sich schlagartig, was die Weise Frau im Turm ihr gesagt hatte und beschloss, ihren eigenen Weg zu gehen.
Davon wussten aber die Brüder Grimm nichts und konnten diesen Aspekt nicht in ihre Geschichte einbauen. Deshalb mussten sie ein den Männern gefälliges Happy-End erfinden und das ganze als Märchen verkaufen. Die patriarchalen Männer haben es ihnen auch abgekauft und in ihrer Einfalt über die ganze Welt verbreitet. Jede Frau aber weiß, dass es nur ein Märchen war.
Und dieses Wissen haben wir Frauen von unseren Ahninnen, von den Power-Feen. Es macht uns stark und wir können jederzeit darauf zurückgreifen.
Liebe Gemini,
ich hoffe, ich poste am richtigen Ort...
Könntest du mir eine Frage beantworten? Ich schreibe an meiner Tarotarbeit, welche zum Thema die XIII, der Tod, hat. Ich interessiere mich also sehr für die Stelle in Dornröschen, in welcher die 13. Fee sauer wird.
Hast du Lust, mir das nochmals zu erzählen.? WAS genau, hat die gute Dame so wütend gemacht? Ich erinnere mich wage an einen Stuhl am Tisch (?) der fehlte...oder wurde sie gar nicht eingeladen *grübel.
Falls ich hier mit meinem Post völlig verkehrt liege, bitte ich, mich zu entschuldigen.
Liebe Grüsse
Lunaaria
RE: Dornröschen
in der reale Hintergrund eines Märchens 04.06.2006 20:36von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Liebe Lunaaria,
13 Feen, das ist die Grimmsche Fassung des Märchens. Klar gern können wir das hier besprechen, im Gegenzug erzählst Du dann vieleicht, warum das in Bezug auf die Tarotkarte der Tod für Dich wichtig ist, der Nummer der Karte wegen?
Hier der Beginn von der Grimmschen Fassung des Dornröschens:
Vorzeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!« und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade sass, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: "Dein Wunsch wird erfüllt werden: ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen.« Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein grosses Fest anstellte. Er ladete nicht bloss seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben. Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüssen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: "Die Königstochter soll sich in ihrem funfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verliess den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie: "Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt."
RE: Dornröschen
in der reale Hintergrund eines Märchens 04.06.2006 20:55von Gemini • | 11.637 Beiträge | 12100 Punkte
Teile des Dornröschenmotivs gibt es schon bei Basile, allerdings dort ohne Feen,der Franzose Perrault hat das Dornröschen auch erzählt, lange vor den Grimms, dort gibt es aber nur 7 Feen:
Charles Perrault
Das Dornröschen oder die schlafende Schöne im Wald
Da war in alten Zeiten, in sehr alten Zeiten, ein König und eine Königin, die hatten alles, nur keine Kinder. Endlich, nach jahrelangem Warten, ward ihre Sehnsucht gestillt, ihr höchster Wunsch erfüllt.
Die Königin gebar eine Prinzessin. Man richtete eine große Taufe her und lud dazu sämtliche sieben Feen des Landes.
Nach der Taufe begab man sich in den Saal zu einem großen Festessen. Jeder der sieben Feen legte man ein herrliches goldenes, mit Diamanten und Rubinen besetztes Besteck vor, Messer, Gabel und Löffel, in einem prächtigen Futteral. Als schon alles am Tische saß, trat plötzlich noch eine alte Fee ein, die nicht eingeladen war und die man vergessen hatte, weil man seit mehr als hundert Jahren nichts von ihr wußte und sie für tot oder verschollen hielt. Man bat sie, Platz zu nehmen, aber betreffs des goldenen Bestecks war der König in großer Verlegenheit, denn schon damals hatten die Könige nicht immer so viel Gold, wie sie brauchten. Man legte ihr also ein gewöhnliches Besteck vor und entschuldigte sich. Die alte Fee aber fühlte sich beleidigt, murmelte etwas zwischen den falschen Zähnen und machte ein böses Gesicht. Eine der jüngeren bemerkte das, und besorgt, daß die Alte der Prinzessin irgendwas Böses erfinden und anwünschen könnte, versteckte sie sich hinter einem Vorhang, um im entscheidenden Moment hervorzutreten und den bösen Zauber soviel wie möglich zu entkräften.
Gleich nach Tische gingen die Feen, die wußten, wozu sie geladen waren, an ihr Geschäft und fingen an, die Prinzessin zu beschenken, und zwar mit allen jenen Eigenschaften, die eine Mutter vor allem ihrem Töchterlein anwünscht, damit es sobald wie möglich den Leuten in die Augen falle und eine gute Partie mache. Die erste Fee sagte: »Werde die schönste Person der Welt!«
Die zweite: »Sei so geistreich wie möglich, ohne unausstehlich zu werden!«
Die dritte: »Was du tust und wie du's tust, soll Mode werden!«
Die vierte: »Alle neuen Tänze sollst du gleich so vortrefflich tanzen, als hättest du nie etwas anderes gelernt, und niemals sollst du sitzenbleiben!«
Die fünfte: »Singe wie eine Nachtigall!«
Die sechste: »Spiele ausgezeichnet Klavier, zweihändig, vierhändig, sechshändig, achthändig, selbst einhändig!«
Jetzt war die Reihe an der alten Fee, und ganz ärgerlich darüber, daß es ein so junges und perfektes Frauenzimmer geben solle, rief sie: »Die Prinzessin soll sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel stechen und tot hinfallen.«
Diese schreckliche Bescherung erfüllte die ganze Gesellschaft mit Entsetzen, und alles fing zu weinen und zu jammern an.
»Nur ruhig, nur ruhig!« rief die junge Fee, die plötzlich hinter dem Vorhang hervortrat, »beruhigt Euch, Herr König und Ihr, Frau Königin, ich habe auch noch etwas zu sagen, denn es ist nicht meine Art, der Alten das letzte Wort zu lassen. Zwar kann man das Übel, das alte Weiber mit bösen Worten anrichten, nicht immer ungeschehen machen, aber lindern und mindern kann es manchmal eine gute Fee...
Liebe Gemini,
ich danke dir für deine Ausführungen.
Das mit den Tugenden ist ja cool...vor allem das : sei so geistreich wie möglich *schlapplach.
Gerne schreibe ich dir, um was es mir hier geht. Da meine Arbeit aber noch nicht fertig und somit auch nicht geprüft wurde, werde ich nur kurz erklären, was meine Idee hinter der Sache ist. Wenn dann alles durch ist, kann ich ja bei Interesse noch mehr anfügen.
Mir gehts um die Verbindung der "Unglückszahl" 13 mit der Tarotkarte der Tod.
Es gibt ja einige Geschichten, warum die 13 eine Unglückszahl wurde. Eine nordische Sage davon ähnelt sich in den Grundzügen sehr mit Grimms Dornröschen.
Mehr kann/darf ich leider im moment nicht dazu sagen.
Einen hoffentlich :blumeblueht: Tag wünsche ich euch allen und mir auch, damit meine endlich erblühen können!
Lunaaria
[ Editiert von Lunaaria am 05.06.06 7:48 ]
RE: Dornröschen
in der reale Hintergrund eines Märchens 05.12.2006 17:02von Lunaaria (gelöscht)
Zitat
Gepostet von Gemini
Du schaffst das, bin ich überzeugt. Viel Glück
Liebe Gemini,
so...das wäre geschafft...! Ich hatte ja versprochen, "danach" zu erzählen, um was es mir mit der Dornröschenfrage ging. Ich werde also einfach einen Teil aus meiner schriftlichen Arbeit hier reinstellen:
Mythen, Geschichte und Märchen
Nach Deutung der alten Zahlensymbolik überschreitet die Primzahl Dreizehn die Zwölf, welche für die göttliche Ordnung und Harmonie des Universums steht.
Der Tag besteht aus 2x12 Stunden und das Jahr aus 12 Sonnenmonaten. Es gab jedoch auch eine andere Kalenderrechnung. Das Matriarchat – archäologische Funde belegen die Existenz matriarchaler Strukturen in Europa bis 4000 v. Chr. – teilte ihre Zeit nach den Mondmonaten ein. Ein Mondjahr setzte sich aus 13x28 Tagen, also 364 Tagen, zusammen. Eine Mondphase entspricht dem weiblichen Menstruationszyklus, die lateinische Wurzel des Wortes Menstruation lautet darum auch Mensis, was Monat bedeutet. Die matriarchalische Weltordnung mit ihren Göttinnen wurde bis zu Beginn unserer Zeitrechnung immer mehr vom Patriarchat und seinen Göttern verdrängt. In diesem neuen Weltbild wurde auch der Freitag mit Argwohn betrachtet, da er als Tag der altnordischen Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Freya angesehen wurde. Freyas heilige Zahl war die 13 . Als die Römer im Norden in den Jahren 167 bis 180 die Westgermanen besiegten, mussten diese auch die römische Kalenderrechnung übernehmen . Die Germanen praktizierten bis dahin eine Naturreligion und teilten das Jahr in dreizehn Monate mit dreizehn dazugehörigen Göttinnen ein. Mit dem römischen julianischen Kalender fanden jedoch nur zwölf der Göttinnen Platz. Die Germanen befürchteten wohl, dass eine ausgeschlossene Göttin ihnen nicht mehr wohlgesinnt sein würde.
Ähnlich verhält es sich beispielsweise mit der Geschichte vom Dornröschen. Die ungeladene dreizehnte Fee erscheint zum Fest und bringt Unheil. Manche Märcheninterpreten nehmen an, dass dieses Märchen seinen Ursprung am Übergang des matriarchalischen zum patriarchalischen Zeitalter findet. In der dunklen Fee erscheint die Königin der Nacht, die Mondgöttin. Sie rächt sich, weil sie entmachtet wurde und der Nachtbereich zum Wirkungsfeld des Bösen denunziert wird. Die Nachtfrau behält jedoch noch eine geheime Macht und bringt sich eindrücklich in Erinnerung: Der Kreislauf über Leben und Tod ist ihr weiterhin zugeordnet und auch der Zugang zur Unterwelt wird weiterhin von ihr beherrscht. Sie verflucht Dornröschen und mit ihr fällt der ganze Hofstaat in einen todesähnlichen Schlaf. Erst wenn der Bann gebrochen ist und durch den Kuss des Prinzen eine neue Ära anfangen kann, geht die Geschichte weiter. Auch hier wandelt sich der „Tod“ wieder in Liebe und ermöglicht einen Neubeginn, der vorher nicht voraussehbar war.
Copyright Sandra Arias
Es ging mir bei meiner Arbeit darum aufzuzeigen, dass die "Bedeutung" der Zahl 13 sich mit der Bedeutung der Tarotkarte Tod deckt.
Die ganze Arbeit wird ab Ende Januar auf meiner Website nachzulesen sein.
Danke dir nochmals für die damalige Info!
Luna
RE: Dornröschen
in der reale Hintergrund eines Märchens 12.01.2007 17:00von Lunaaria (gelöscht)
Liebe Gemini,
Ich hatte versprochen, einen Link zu meiner Arbeit zu schalten.
Auf www.sonnenzeichen.ch
unter Media/Artikel ists die Arbeit mit dem Text: der Tod und die XIII.
Liebe Grüsse!
Luna
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